„Cupid and Death“, eine Produktion der Jungen Oper Stuttgart

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Stuttgart, 22/06/2002

Eine Masque, Jahrgang 1649, gilt „Cupid and Death“ als eine Vorform der englischen Oper. Als ihre Autoren fungieren James Shirley als Librettist, die beiden Komponisten Christopher Gibbons und Matthew Locke, doch scheint der Choreograf Luke Channen als Produzent maßgeblichen Anteil an dem Stück gehabt zu haben, das die Junge Oper Stuttgart jetzt im Kammertheater in Kooperation mit dem Stuttgarter Ballett und der John Cranko Schule überaus erfolgreich herausgebracht hat.

Wir würden es wohl heute eher als Musical bezeichnen, wie es sich da als Multimix aus Spektakel, Komödie, Ballett, und Zauberstück präsentiert, mit viel Musik, mächtigen Chören, allen möglichen Songs und zahlreichen Tänzen. Zugrunde liegt dem Ganzen eine Fabel von Äsop, die davon handelt, wie bei einem Zusammentreffen des Liebesgottes Cupido mit dem Tod die Pfeile der beiden vertauscht wurden, so dass der Tod unfreiwillig plötzlich zum Liebesstifter wird, während Cupido umgekehrt mit seinen Pfeilen die jungen Liebenden zu Tode befördert.

Natürlich wird am Schluss die normale Weltordnung wieder hergestellt, doch bis dahin vergehen anderthalb Stunden höchst unterhaltsamer Verwechslungen, in die sich die Mitglieder der Jungen Oper, Choristen, Sängersolisten, Cranko-Junioren nebst zwei Gästen vom Stuttgarter Ballett mit wahrer Wonne gestürzt zu haben scheinen, denn das Ganze schnurrt als anderthalbstündiges Spektakel vorbei, das unweigerlich gute Laune stiftet.

Die beiden Hauptrollen sind mit Eric Gauthier als Cupido und Lior Lev besetzt und die drei Tänzer aus der Cranko Schule sind Xenia Wiest, Alba Sempere Torres und Mikel Jauregui Garcia. Für die Choreografie (und Co-Regie) zeichnet Christian Spuck verantwortlich und der hat hier offenbar seinem Affen Zucker gegeben – man weiß ja von seinem Grand Pas de deux her, dass er ab und zu gern das tut, was die Engländer ‚to let his hair down‘ nennen, also auf das Terrain der Slapstick-Comedy zu rekurrieren, und dazu ist hier reichlich Gelegenheit vorhanden.

Und so lässt er Gauthier als Cupido mit geradezu teuflischem Vergnügen über die Bühne tollen, ein roter Tornado der Lebenslust, und stellt Lev dagegen als gravitätischen Gentlemans-Tod, während die drei Cranko-Junioren abwechselnd junge Verliebte und dann früh Dahingeraffte tanzmimen und dann auch noch einen richtigen Affentanz aufführen, der an diesem Ort natürlich unweigerlich an Filippo Taglionis 1826 in Stuttgart uraufgeführtes Ballett „Danina oder Jocko der brasilianische Affe“ erinnerte.

Das Ganze war ein Mordsvergnügen und machte den Beteiligten ebensolchen Spaß wie den Zuschauern. Und auch diejenigen offenbar Unausrottbaren, die noch immer der Meinung sind, dass das Musiktheater nicht zuletzt mit Musik zu tun hat, kamen voll auf ihre Kosten und entdeckten hier zwei feinsinnige Komponisten, die sehr wohl die Lehrer des großen Henry Purcell hätten sein können.

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