Ein überfälliges Thema
Dokumentarfilm „Becoming Giulia“ läuft ab 18. Januar in den Kinos
Drei Tage Zürich – und kein bisschen Tanz (sondern nur Oper – warum macht mich auf meine alten Tage die Oper so viel mehr an als die meisten Tanzveranstaltungen?).
Na ja, so ganz ohne Tanz ging´s dann doch nicht. Dafür sorgten zwei Gespräche. Das erste mit Heinz Spoerli, eine Tour d´horizon des Weltballetts, mit Zürich als Nabel und kritischen Seitenblicken auf Basel und vor allem auf Luzern, wo ein paar enthusiastische Berichte für eine Premiere herbeigereister auswärtiger Kritiker ein völlig verzerrtes Bild der desolaten Situation von Luzerntanz vermitteln. In Zürich ist die Ballettwelt offenbar noch in Ordnung – von den täglichen Reibereien hinter der Szene, dem unerhörten Kräfteverschleiß mit den rein organisatorischen Zwängen des auf Hochtouren laufenden Opernbetriebs erfährt die Öffentlichkeit kaum etwas (soll sie auch nicht).
Und nun hat sich Spoerli, dessen Juniorenkompanie prächtige Fortschritte macht, für die nächste Saison auch noch einen zusätzlichen Job eingebrockt: die Inszenierung der so unerhört aufwendigen Ballettoper „Les Indes galantes“ von Rameau. Übrigens erfahre ich bei der Gelegenheit auch, dass das Zürcher Ballett mit Spoerlis „Goldbergvariationen“ in der nächsten Spielzeit im Moskauer Bolschoi-Theater gastieren soll. Wow!
Das Gespräch Nummer zwei fand mit Alexander Ursuliak statt, inzwischen Leiter der Stiftung Schweizerische Ballettberufsschule. Er kommt gerade von einer Sitzung, in der die endgültige Weichenstellung für deren Neustrukturierung erfolgt ist. Geplant ist und bereits im Herbst stattfinden soll deren Integration als Tanzabteilung – neben Musik und Theater – in die neuzugründende Zürcher Universität der Künste. Ursuliak wird ihr noch für die Übergangsphase zur Verfügung stehen, bevor er dann mit fünfundsechzig (am 1. Oktober) zwangspensioniert wird. Keine Angst, er wird uns auch danach nicht verlorengehen (etwa in Berlin, als Gast-Ballettmeister bei Malakhov?).
Die Wunde Stuttgart ist indessen noch nicht verheilt, wird wohl eine lebenslange Narbe hinterlassen. Nicht ohne berechtigten Groll denkt er – nach all den Verdiensten – an seine schmähliche Verabschiedung . Dabei legt er größten Wert auf die Feststellung, dass es – im Gegensatz zur verschiedentlich immer wieder neuaufgewärmten Meinung – kein Gerichtsverfahren gegen ihn gegeben hat (denn dann hätte es ja auch keine Abfindung geben können). Eingehend erkundigt er sich übrigens nach meiner Meinung über Martin Schläpfer und seine Schnittke-Ballette und über Stephan Thoss und sein „Nach Moskau“ – offenbar plant man an der Moskwa ein neues Ballettfestival und hat dabei Mainz und Hannover als eventuelle Gastkompanien im Visier.
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