Bravouröses Schülerprojekt
„Move the Music“ am Theaterhaus
Frauen sind anders! Anders als wer? Als Männer, natürlich! Eine Binsenwahrheit? Nicht offenbar für Lior Lev, den aus Israel in Stuttgart reingeschmeckten Tänzer, Choreografen, Performer, „Videoten“ und Vielseitigkeitsartisten. Der hatte sich vor geraumer Zeit des tanzenden Mannes angenommen. Jetzt hat er seine tänzerische Gender-Recherche im Stuttgarter Theaterhaus fortgesetzt. „Frau Tanzt“ heißt seine 75-Minuten-Nonstop-Show, präsentiert von deren vier auf nacktem Podest mit ein paar fahrbaren Garderobenständern (gesponsert aus der Karstadt/Quelle-Insolvenzmasse?). Sehr zur Gaudi der gut aufgelegten Zuschauer-Fuzzis (und zum Missmut von ein paar Miesepeter-Fundis).
In der Tat gelingt ihm der Beweis: „Frau tanzt anders“. Lockerer, gelöster – more relaxed, wie man heute so schön sagt. Und so demonstriert er (seine männliche Vorstellung), wie Frau denn so tanzt, wenn sie allein ist, oder zusammen mit ihren Sisters (und jedenfalls ohne ihre Brothers). Und outet sie als Nachfahrinnen der Lysistrata, ohne Stippvisite bei der Dame Sappho auf der Nachbarinsel von Lesbos. Will sagen, dass es sich hier um sehr heutige Exemplare handelt, eher aus der Seilschaft der Verona, Alice, Mona Lisa und Polylux von den Öffentlich-Rechtlichen als um Bekennerinnen aus dem Orden der Hedda und Wommy.
Leitmotiv ist der ständige Kleiderwechsel. Weiß Gott, was sich die beiden Designer Silke Willrett und Marc Weeger alles haben einfallen lassen – wie sie sich da antütern und auftakeln, hochhackig und in Strumpffüßlingen, verrucht und kittelgeschürzt und jedenfalls kein bisschen stripgeteast. Und jede erhält die Gelegenheit, ihre spezifische Begabung vorzuführen: Christine Fu ihre buddhistische Kontemplations-Mystik, Fola Dada ihre Broadway-Steppkompetenz und Ruth Rubio Reyero ihren spanischen Emanzipationsfeminismus als handelte sich‘s um ein Casting für den nächsten Almodovár-Film.
Und dann ist da noch die unverwüstliche Sonia Santiago, der der Tanzteufel noch immer in den Gliedern steckt, Stuttgarterin mit der Exportlizenz des Cranko-Daimler-Porsche-Siegels (und alles andere als eine Kehrwöchnerin vom Nesenbach, obgleich sie sich auch als originale Gourmet-Maultaschen-Fabriziererin erweist). Hat Spaß gemacht! Und neugierig auf Lior Levs nächste Erkundung gemacht. Ob da wohl die Babys an der Reihe sind (soll ja Ballerinen geben, die behaupten, schon im Mutterleib getanzt zu haben)? Oder ob er sich doch lieber den tanzenden Omis und Opis zuwendet (mit M.H. und I.I. als Stargästen)?
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