Broadwaytraum in Beige
„Charlies Kreuzfahrt“ beim Ballett Chemnitz
Peter Quanz (dessen Namen man haben möchte, da er im Telefonbuch so rasch zu finden ist), inzwischen 23 Jahre alter kanadischer Senkrechtstarter aus der Talentschmiede von Arnold Spohr in Winnipeg, hat kürzlich in einer Performance mit der American Ballet Theater Studio Company sein zweites Ballett in New York herausgebracht. Von seinem einjährigen choreografischen Volontariat beim Stuttgarter Ballett auch hierzulande bestens bekannt (zumal da er in Europa viel herumgereist ist und auch schon bei den choreografischen Matineen der Noverre-Gesellschaft debütiert hat), gehört er offenbar zu der äußerst seltenen Gattung der Ballettjunioren, die von Anfang ihrer tänzerischen Ausbildung an nur ein Ziel haben: nicht Tänzer, sondern Choreograf zu werden (wie Daniela Kurz) – und zu der noch rareren Spezies der ausgesprochen klassisch-akademisch ambitionierten Choreografen.
Nachdem er schon im Vorjahr für einen Junioren-Workshop des New York City Ballet choreografiert hatte, ist jetzt im New Kirball Theatre sein Ballett „SpringScap“ zur Uraufführung gelangt – und zwar als Finale eines Programms, das mit einer anderen Uraufführung, Scott Rings „The Sorcerer‘s Apprentice“ (nach Goethes „Zauberlehrling“), Antony Tudors „Continuo“ und William Forsythes „Vertiginous Thrill of Exactitude“ eine ziemlich hohe Messlatte hatte. Er scheint sie in seinem Ballett zu Benjamin Brittens „Simple Symphony“ elegant hinter sich gelassen zu haben – und zwar, wie ihm Jack Anderson in der New York Times bestätigt hat, mittels seiner „luftigen Schritte“, in denen die beiden Männer und ihre Partnerin von einer „attraktiven skulpturalen Gruppe in die andere flossen“. Er ist eben ein erzmusikalischer junger Mann.
Das bestätigt ihm auch Susan Reiter in ihrem Internet-Bericht, die „SpringScape“ als ein „gelungenes Werk“ bezeichnet, das „einem erlaubt, sich an seinen harmonischen und sauberen Mustern zu ergötzen“. Sie schätzt seine Erfindung von „Schritten, die ideal diesen frischen, unaffektiert eleganten Tänzern angemessen sind“, konstatiert darüber hinaus, dass „Choreografie und Musik einander förmlich jagten“ und hebt das Duo für die beiden Männer hervor, „das eine Kreuzung des Männer-Duos aus ‚Agon‘ und der hübschen Verspieltheit von Robbins‘ Halbwüchsigen“ suggerierte. Also wenn das kein Lob ist! Und das nach Tudor und Forsythe.
Doch es kommt noch besser. Francis Mason, Herausgeber der ambitionierten amerikanischen Ballet Review, jubelt in seinem Radio-Kommentar des Senders WXQR: „Hisst die Flaggen, ein süperber neuer Choreograf ist erschienen. Sein Name ist Peter Quanz, der die Talente der jungen Männer und Frauen in einem klassischen Ballett zeigt, dass das Auge entzückt und den Geist beflügelt. Er erinnert uns daran, dass in der Balanchine-Art zu prächtiger Musik zu tanzen, den Verstand und das Herz in gleicher Weise berührt.“ An Ehrgeiz scheint es unserem Jungstar aus Toronto jedenfalls nicht zu mangeln. Als seine nächste Großtat kündigt er ein abendfüllendes Ballett über Charlie Chaplin zu Musik von Cole Porter an. Die Uraufführung ist für nächste Spielzeit in Chemnitz geplant!
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