William Forsythe erhält den Deutschen Tanzpreis

Essen, 15/02/2004

Gestern abend hat William Forsythe im Essener Aaltotheater den deutschen Tanzpreis 2004 erhalten. Die Auszeichnung wird vom Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik e.V. verliehen. Der Abend, zum dem außergewöhnlich viele Direktoren deutscher Ballett- und Tanzkompanien gekommen waren, stand im Zeichen der Vorgänge um die Abwicklung des Frankfurter Balletts; bei der Begrüßung der anwesenden Gäste erhielt der Frankfurter Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff vereinzelte Buh-Rufe.

Ulrich Roehm, der Vorsitzende des Berufsverbands, hob mit den Worten „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“ die internationale Bedeutung und den weltweiten Ruhm Forsythes hervor. Er betonte, dass mit dem Tanzpreis auch ein kulturpolitisches Zeichen gesetzt werden solle. Die sehr wissenschaftliche Laudatio wurde vom Stuttgarter Opernintendanten und Präsident des Deutschen Bühnenvereins Klaus Zehelein gehalten, der in Frankfurt als Dramaturg und Operndirektor mit Forsythe zusammengearbeitet hatte. Er setzte Forsythe in Beziehung zu Wittgenstein, Derrida, Nietzsche und Freud, verglich seine Kunst in der Nachfolge Adornos mit dem Stand des heutigen Komponierens: „Seine Materialien gewinnen erst im Kontext ihre vorübergehende Bedeutung“. Forsythes Ballett löse „sich immer wieder von der Vorstellung, es sei Instrument zielgerichteter Sinngebung“: „wir können uns nicht als Konsumenten verhalten“. Forsythes Werk sei kein „Repräsentationsballett“, weder als Handlung noch als gesellschaftliches Ereignis. Zehelein schloss mit den Worten „Die Auflösung des Balletts Frankfurt bleibt weiter ein unglaublicher Skandal!“

Forsythe dankte seinen Tänzern der letzten zwanzig Jahre: „Der Name William Forsythe ist ein Kollektiv von Menschen – I‘m Bill Forsythe.“ Er habe „die Arbeit nie alleine gemacht“. Er bedankte sich auch bei der Stadt Frankfurt - „wenigstens für die ersten zwanzig Jahre“; er sei auch das Produkt seiner Umgebung. Das Frankfurter Ballett tanzte die Stücke „The Room as it was“, „(N.N.N.N.)“ und „Quintett“.

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