Differenzierter als bei der Premiere

Die alternative Besetzung des Eifman-Ballett-Show-Stücks „Anna Karenina“

Wien, 14/12/2006

Es ist wohltuend, Menschen mit Gefühl auf der Bühne zu erleben: Die alternative Besetzung zum Premieren-Team des Eifman-Ballett-Show-Stücks „Anna Karenina“ (Tschaikowsky) präsentierte sich darstellerisch differenziert.

Dagmar Kronberger, von Choreograf Eifman ausgesucht, interpretiert die Tolstoi'sche Titelrolle als Frau mit Charisma und Verantwortungsgefühl. Fast meint man, als liebte sie beide Männer, den intensiven, interessanten Karenin des Eno Peci und den von ihr begeisterten, etwas unbeholfen wirkenden Wronski von Ivan Popov. Auf diese Weise tritt auch der reißerische Neo-Sowjet-Klassizismus, der die Premiere bestimmte, in den Hintergrund. Nun geht es nicht mehr um dramatisch gespreizte Finger und Beine, klischeebeladene, beliebte Motive in dieser Produktion, sondern um Ausdruck. Platt-Anzügliches bekommt da plötzlich Tiefe.

Dagmar Kronberger findet sich auch in den technisch anspruchsvollen Hebefiguren, den teilweise bizarren Schleif- und Drehmomenten gut zu Recht. Eine einnehmende, interessante, moderne Tänzerin mit Potenzial.

Eno Peci gibt sich betroffen, um seine Anna kämpfend. Das macht die Rolle des Karenin sympathisch. Ivan Popov glaubt man den Verliebten, dem es aber nicht gelingt, seine Angebetete ganz an sich zu ziehen. Tänzerisch ist bei allen drei Tänzern noch mehr drinnen, salopp gesagt. Die Bühnenpraxis, nächste „Anna Karenina“-Vorstellung am 18. Dezember, wird dazu beitragen.

Das Ensemble, das hauptsächlich Stimmungsträger ist, wurde einmal mehr von Daniel Levi am Pult lautstark angetrieben.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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