Zweigesichtiger Tanz wie ein Friedenspakt

Akram Khan und Sidi Larbi Cherkaoui mit „Zero Degrees“

Wien, 26/02/2007

Eine Herausforderung aber auch ein Wagnis: Zwei stupende Tänzer, die in unterschiedlicher Weise auch als Choreografen international bekannt geworden sind, lassen sich in der Halle E aufeinander ein. Und nehmen den Tod eines Mannes während einer Zugfahrt von Bangladesch nach Indien zum inhaltlichen Anlass. Tote will keiner mehr anfassen. Aber sind nicht unter den Lebenden bereits Tote und seelen-lose Puppen (von Antony Gormley) die Überlebenden? Akram Khan und Sidi Larbi Cherkaoui spielen in dem 75-Minuten-Duo „Zero Degrees“ ihre außerordentlichen physischen Qualitäten aus. Khan, der ursprünglich im virtuosen indischen Kathak-Stil ausgebildet wurde, beherrscht die nur von grauen Wänden eingerahmte Bühne mit seiner blitzartigen Attacke und seinen furiosen Drehungen.

Der eher einem lyrischen, von schlängelnden Bewegungsmotiven gezeichnete Stil von Cherkaoui mutet wie der Ausgleich zur Härte des Partners an. Beide aber definieren sich gemeinsam über tagebuchartig vorgetragene Momentaufnahmen. Sie mögen suggerieren, dass es im Zeitalter der Globalisierung keine Grenzen mehr gibt und letztlich jeden Menschen sein Schicksal ereilt.

Begleitet von einem ausgezeichneten Musiker-Trio und dem indischen Sänger Faheem Mazhar bewegt sich die Produktion „Zero Degrees“ auf einem hohen Niveau zeitgenössischer Ästhetik. Immer wieder setzt das Tänzer-Duo Momente des Verharrens, lässt einer dem anderen den Vorrang. Man mag aber auch den Eindruck gewinnen, dass der gegenseitige Respekt zu groß war. Dass keiner den anderen zu kritisieren wagte und man sich versöhnlich auf „Zero Degrees“ einigte. Ein Friedenspakt.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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