„Endlich mal gelungen!“

„Betwixt and Between“ von Felix Ruckert

München, 08/08/2007

Er ist schon ein Chamäleon, dieser Felix Ruckert, seit seinem „Hautnah“ 1995 Stammgast der Münchner Tanzwerkstatt Europa: Mitmach-Tanztheater, inklusive therapeutischer Anwendungen und Streicheleinheiten von seinen Tänzern. Dominanz-Unterwerfungs-Stücke aus der Sado-Maso-Ecke. Und jetzt überraschend sein lichtes, heiteres „Betwixt and Between“ (2007, in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg): eine Begegnung europäischer und indischer Tanzkultur zu einem wunderbaren tänzerischen „Dazwischen“ (Muffathalle). „Endlich mal gelungen!“ lautet unser ganz persönlicher Freudenruf, nach schon diversen durchlittenen, immer in globalem Mischmasch verendenden Indo-Modern-Dance-Choreographien.

Der Bharatanatyam aus Südindien, das ist komplizierte Gestensprache, Mimik und Rhythmus. Frei improvisierend (nach dem von Ruckert erarbeiteten „Tool“-System) wird damit gespielt, aber so liebevoll human, dass die Komplexität, die Anmut dieses über 2000 Jahre alten Tanzes nie zerstört wird - dass auch immer das freundlich Gemeinschaftliche im Vordergrund steht und der kulturelle Austausch. Im Halbkreis schlagen die neun Tänzer mit rustikalen Holzstöcken den Puls. In den Raum hineingehend, die Stöcke tänzerisch nutzend, erinnern sie an Oskar Schlemmers Stabtänzer.

Und dann, aus der Gemeinschaft heraus, ähnlich wie bei einer Flamenco-Fiesta, solistische Darbietungen: Eine dunkelhäutige Bharatanatyam-Expertin gibt ihre traditionelle Bewegung vor: tiefes „plié“, schenkende Geste, grazile Fingersprache; die europäische Partnerin übernimmt, variiert mit steil in die Höhe ausbüxendem Arm, und schrägem Beinschlenker - aber beide vereint im Bharatanatyam-Rhythmus, der, irgendwie, vielleicht durch die elektronische Untermalung von Oliver Doerell, auch in einen leicht wiegenden Pop-Rhythmus hinübergleitet. Und man selbst schwingt mit, innen im Körper, wenn der präsente Senthilkumar Parthasarathy in weißem Rock auftanzt, jahrelang tanzgeschult, den Blick immer wach im Einklang mit der Geste; wenn eine blonde Kollegin mit indischem Kopfrucken die Bühne durchwandert und der Rest der Gruppe das neuartig gewonnene Gestenrepertoire zu einem Hintergrund-Relief formt.

So viele feine schöne Bilder in Isabelle Fuchs' pastellfarbig ausgeleuchteter Guckkastenbühne. Und Stimmungen, die die Seele frei machen. Am Ende wieder ein Halbkreis, und mit behutsam geschlagenem Holz und Metall kleine, leise verhallende Klänge.


Heute, 8. 8., Joao Fiadeiro, Muffathalle, 20 Uhr 30, Karten 089/54 818181

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