Der Ballettpapst

Dem Stuttgarter Kritiker Horst Koegler zum 80. Geburtstag

Stuttgart, 22/03/2007

Es gibt nur wenige deutsche Kritiker von Weltgeltung – einer von ihnen lebt in Stuttgart. Horst Koegler hat sich als ehemaliger Tanz- und Musikkritiker der „Stuttgarter Zeitung“ einen Namen in der Region gemacht, aber seine Rolle für den Bühnentanz geht weit über Stuttgart und auch über Deutschland hinaus; er ist – mit einem Wort – der deutsche Ballettkritiker schlechthin.

Koegler schrieb die grundlegenden Nachschlagewerke, er gab jahrelang ein Ballettjahrbuch heraus, verschaffte dem Tanz Respekt in den deutschen Feuilletons und trug den Ruhm des deutschen Balletts in die Welt hinaus. Sein Ballettlexikon, das zuerst im Friedrich-Verlag, später bei Reclam erschien, wurde als Oxford Dictionary of Ballet zu einem weltweiten Standardwerk des Genres. 1992 wurde ihm als erstem und bisher einzigem Kritiker der Deutsche Tanzpreis verliehen.

Geboren wurde Horst Koegler 1927 in Neuruppin, nach einem Gastspiel am Theater schrieb er 1957 die ersten Kritiken für „Die Welt“ in Berlin, ab 1959 dann für die „Stuttgarter Zeitung“, von 1977 bis 1992 als deren Musik- und Ballettredakteur.

Zeitlebens stand er eher auf der Seite des Balletts als des zeitgenössischen Tanzes und lieferte sich legendäre Schreibduelle mit den Verfechtern der Moderne. Aber stets respektiert er andere Meinungen und fördert jeden jungen Kollegen, der sich dem Tanz verschreibt.

Seit 2001 ist Koegler auch der erste Tanz-Blogger Deutschlands: Fast täglich erscheint sein Koeglerjournal im Internet, noch immer in seinem wortgewandten und leichtfüßigen Stil, noch immer mit originellen, oft gewagten Vergleichen und aus einem umfassenden Allgemeinwissen schöpfend.

Und noch immer fährt Koegler quer durch Deutschland zu den wichtigen Premieren, noch immer wird sein Urteil von vielen Künstlern höher geachtet als das der ganzen restlichen Zunft. Die Liebe zu seiner Arbeit, die so viele Kritiker im Lauf der Zeit verlieren, hat er sich bis ins hohe Alter bewahrt, sowohl die Lust am Schreiben wie auf die Theaterbesuche.

Heute wird Horst Koegler 80 Jahre alt. Wahrscheinlich feiert er den Geburtstag irgendwo in einer rasanten „Don Quixote“-Aufführung – und es hält ihn vermutlich kaum auf seinem Sitz vor Freude.

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