Ritual des neuen Mannes
„Lemniskata” von Lukas Avedaño feiert auf Kampnagel Europapremiere
Eigentlich wollte Olga Pona im sibirischen Chelyabinsk Ingenieurin werden. Doch statt der Technik von Traktoren studierte die Russin bald Körpertechniken. Heute ist die 47-Jährige die bekannteste moderne Choreografin Russlands. Zwei ihrer Stücke sind auf Kampnagel zu sehen.
D. Fischer: Wer schaut sich in Sibirien modernen Tanz an?
Olga Pona: Wir spielen inzwischen in den großen Theatern. Als wir anfingen, gab es in Russland keine experimentelle Szene. Aber nach der Perestroika waren neue Dinge möglich, so auch moderner Tanz.
D. Fischer: Für „Waiting“ erhielten Sie 2003 die „Goldene Maske“. Hat diese hohe Auszeichnung Ihre Arbeit erleichtert?
Pona: In Russland spielt auch heute noch die Ehre eine große Rolle. Die „Goldene Maske“ bedeutet Ehre, man achtet meine Arbeit. Aber wir arbeiten weiterhin unter primitiven Bedingungen.
D. Fischer: „Waiting“, ein Tanz übers Warten?
Pona: In Russland haben wir auf den Kommunismus gewartet, nun warten wir auf den Kapitalismus. Aber wir warten auch auf den Zug und vor allem jedes Jahr auf den Sommer – weil ja fast immer Winter herrscht. Das Warten ist zu einem Lebensgefühl geworden.
D. Fischer: Wovon erzählt das zweite Stück „On The Other Side Of The River“?
Pona: Wir leben in Zeiten großer Veränderungen, und die vollziehen sich alles andere als harmonisch. Aber was auch immer in Russland passieren wird: Wir glauben fest daran, dass es ein besseres Leben auf der anderen Seite des Flusses gibt.
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