Bettina Masuch bleibt am tanzhaus nrw
Der Vertrag von Bettina Masuch wird um 18 Monate verlängert. Sie bleibt somit bis Ende der Spielzeit 2021/22 Intendantin des Tanzhaus NRW in Düsseldorf.
Die NRW-Landeshauptstadt feiert ihre 15-jährige Partnerschaft mit Moskau fast vier Monate lang. Um die Kunstschau „Bonjour Russland“ mit französischen und russischen Meisterwerken der Jahre 1870 bis 1925 aus Moskau und St. Petersburg (bis zum 6. Januar 2008 im Museum Kunstpalast) rankt sich ein breit gefächertes Netzwerk von Vorträgen, Diskussionen, Workshops, Konzerten und Seminaren, darunter in Zusammenarbeit mit dem „tanzhaus nrw“ ein Diaghilew-Seminar, da die 3. Abteilung der Ausstellung dem Impresario und seiner Kunstsammlung gewidmet ist. In dieser Woche (3.-9.11.07) gastiert zudem das Moskauer Stanislawsky-Ballett mit „Schwanensee“ und „Don Quijote“. Gegen die weltberühmten Ballett-Titanen von Kirow und Bolshoi kann das Stanislawsky einen einzigartigen Trumpf ausspielen: es ist die einzige Truppe, die die Fassung ihres langjährigen ehemaligen Ballettdirektors Vladimir Burmeister aufführen darf. Diese Choreografie von 1953 prunkt nicht in erster Linie mit virtuoser Tanztechnik, sondern setzt – was Wunder im Theater des russischen Schauspiel-Erneuerers Constantin Stanislawsky! - auf lebhafte, lebensnahe Darstellungskunst.
Burmeister greift auf das originale Libretto zurück, dem das deutschen Märchen „Der geraubte Schleier“ zugrunde liegt: in einem Prolog wird der Prinzessin Odette von bösen Geistern im Wald der Schleier geraubt. Dadurch verliert sie ihre menschliche Gestalt. Nur ein Mann, der noch nie geliebt hat, kann sie erlösen. Prinz Siegfried kommt, sieht sie und besiegt den unheimlichen Waldgeist mit den riesigen Schwingen. Burmeisters Ballett endet also „happy“. Zwei weitere sehr vorteilhafte Veränderungen betreffen Siegfrieds Freund Benno, der hier – wie bei anderen russischen Choreografen auch schon – zum quirligen Hofnarren mutiert. Der blutjunge, muskulöse Stanislawsky-Tänzer Denis Akinfejev zieht alle Register einer Shakespeare-Figur und brilliert mit Pirouetten und Sprüngen als wäre er einem Cranko-Ballett entsprungen. Glänzend gelöst sind die Nationaltänze beim Ball am Hof: Rothbarts Tochter Odile, der schwarze Schwan, setzt ihre Verführungskünste in unterschiedlichen Gestalten ein – mal als feurige Spanierin, dann als Tamburinspielerin oder mit dem lieblichen Lächeln ihrer Kontrahentin Odette. Die zarte Primaballerina Tatjana Tschemobrowkina tanzte die Doppelrolle gewinnend. Anton Domaschew gab sich mit großer Aura dämonisch als Rothbart. Georgi Smilewski war ein nicht mehr ganz junger, hoch gewachsener Beau.
Ins Schwärmen kommt jeder Ballettomane natürlich in den beiden „weißen Akten“: 18 Schwäne bilden das Corps de ballet, dazu gesellen sich sieben Halbsolistinnen. Brav und meist sehr exakt tanzen sie ohne die ganz hohen Herausforderungen (z.B. das Hüpfens auf flacher Sohle im Profil synchron über die Bühne) auf der für diese Inszenierung eigentlich viel zu kleinen Bühne – aber mit welch' mürrischen Mienen, selbst die vier „kleinen Schwäne“ (leider keine Elevinnen) und sogar beim Verbeugen zum begeisterten Schlussapplaus. Die grandioseste Leistung dieses Gastspiels allerdings spielte sich im Orchestergraben ab. Burmeister hat seinerzeit Tschaikowskys Originalpartitur rekonstruieren lassen, soweit das überhaupt nach den vielen Bearbeitungen möglich ist. Da ist plötzlich eine lange Ouvertüre (zum Prolog) zu hören und ein Zwischenspiel zwischen Akt I und Akt II, die nun folglich wieder zu einem Akt mit zwei Bildern wie bei der Uraufführung zusammengezogen werden. Da gibt es halsbrecherische Violinsoli mit Doppelgriffen, ein einschmeichelnd lyrisches Duo von Violine und Bratsche, elegische Flötentöne zu Streicher-Pizzicati, natürlich immer wieder die Harfe und Tutti-Klänge, die an Dramatik und romantischen Rhythmen nichts zu wünschen übrig lassen. Die Düsseldorfer Symphoniker unter dem Stanislawsky-Chefdirigenten Felix Korobov spielten diesen „Schwanensee“ zum Weinen schön.
„Don Quijote“ als zweites Gastgeschenk der Russen an die Rheinländer kann auch als Reverenz an die so hohe Wertschätzung deutscher Kultur im früheren Russland verstanden werden. Ludwig Minkus, der Komponist, war hoch angesehener Ballettrepetitor am Zarenhof und komponierte dort auch „Don Quijote“. Im Gegenzug zu diesem Gastspiel reist das Ballett der Deutschen Oper am Rhein im nächsten April zum zweitenmal nach Moskau mit drei Balletten seines Chefs Youri Vàmos – darunter Strawinskys „Sacre du Printemps“.
Link: www.rheinoper.de
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