Wer kümmert sich um die Kindersoldaten?

„nine finger“ von Alain Platel

Wien, 19/07/2007

Eigentlich ein für einfühlsame Gemüter schwer aushaltbarer Abend: „nine finger“ bei ImpulsTanz im Schauspielhaus. Die Stimme eines afrikanischen Kindersoldaten berichtet vom alltäglich gewordenen, anhaltenden Ausnahmezustand. Der besteht aus Vergewaltigen und Töten auf Abruf. Und trotzdem scheinen Teile des sehr jungen Publikums, das sich die Premiere von Alain Platels Inszenierung des Romans „Beasts of no Nation“ von Uzodinma Iweala genehmigt, zum Lachen animiert. Immer wieder. Erst als Blut hinter dem Ohr des politisch engagierten Schauspielers Benjamin Verdonck den Hals runter rinnt, entsteht so etwas wie Betroffenheit. Wird das Thema Gewalt nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen oder lag es am englischen Text, der nicht verstanden wurde?

Die Körpersprache, die Regisseur und Choreograf Alain Platel mit Verdonck und der „Rosas“-Tänzerin Fumiyo Ikeda erarbeitet hat, zielt zwar auch ins Groteske und Verfremdete. Aber von Anfang an scheint klar, dass es auf der leeren Bühne nicht um Comedy geht, wenn die Frau wie eine leblose Puppe in eine Schachtel geworfen wird. Oder der Mann detailreich seine Morde beschreibt. Der fahrige, abgehackte Bewegungsausdruck mag vielmehr für die Traumatisierung stehen, die aus dem Gesprochenem hörbar wird. Erst am Ende der einstündigen Performance, die lediglich von Klängen aus der Natur begleitet wird, stellt Ikeda die Frage nach dem Warum.

Es ist wichtig, dass der Tanz die politischen Themen aufgreift. Zuletzt hat auch die südafrikanische Choreografin Robyn Orlin mit dem Ballett der Pariser Oper ein eindringliches Statement abgegeben. Der Humanist Alain Platel schließt sich da an.


www.impulstanz.at 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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