koeglerjournal aufbereitet
Mit spitzer Feder auf Pilgerfahrt für den Tanz
Auf Einiges war ich ja gefasst – aber doch nicht auf diese gigantische Tsunami-Welle der Sympathie! Wie sie sich da über meinen altersmüden und schrottreif dahin dümpelnden Kahn, die Cap d‘oe, ergoss, hätte sie mich unzweifelhaft in die Tiefe gerissen, hätten nicht zwei beherzte Piratinnen das hilflos auf den Wogen tänzelnde Boot gekapert und mich vor dem Ertrinken gerettet. Und so gilt mein erster Dank den beiden kapernden Piratinnen namens Nina und Angela, die ich hiermit zu Ehrenvorsitzenden der diversen oe-Fanclubs ernenne! Und der zweite? All denen, die sich an dieser oe-Gala beteiligt haben, ganz ohne Spesenersatz und Honorar, und die zweifellos nach dem eminenten Vorbild der Nureyev and Friends in anmaßender Bescheidenheit als oe und Freunde Gala in die Geschichte des Balletts eingehen wird.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, mich nicht darüber gefreut zu haben. Das Ausmaß dieser Sympathiekundgebungen fand ich allerdings eher beängstigend. Zumal da ich mir im Gegensatz zu manchen von mir durchaus geschätzten Kolleginnen und Kollegen, nicht einbilde, über einen Alleinvertretungsanspruch, beziehungsweise die alleinige Deutungshoheit zu verfügen. Amüsiert habe ich mich auch über die zahlreichen Anekdoten, die dabei zu Tage getreten sind, und die ich selbst längst vergessen hatte. Und dass zumindest einige der Gratulanten auch die gelegentlichen Irritationen erwähnt haben, die meine Schreibereien bei ihnen hervorgerufen haben, rechne ich ihnen hoch an, und auch, dass sie unseren Umgang miteinander in keiner Weise beschädigt haben – heute sehe ich sie eher als die Würze unseres wechselseitigen Verhältnisses.
Ist schon eine tolle Sache, auf meine uralten Tage noch einmal bestätigt zu bekommen, dass meine unmaßgebliche Meinung offenbar von erstaunlich vielen Lesern geschätzt wird und den Anlass liefert, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Und gefreut habe ich mich nicht zuletzt über diejenigen, die sich dieser Gratulationsnötigung verweigert und damit bekundet haben, dass sie nicht zum Clan der oe-Fans gehören. Wie denn auch nicht, da das „Tosca“-Motto des oe-Clans „Vissi d‘arte“ lautet! Und das persönliche Motto des nunmehr unwiderruflich Octogenarians – frei nach August von Platen – „Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheimgegeben.“ Nehmt meinen Dank!
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