Seifenblasen voller Träume

„SOAP“ lässt im Chamäleon erlesene Artisten durch Wannen wassern

Berlin, 07/03/2007

Pack die Badehose ein, trällert aus dem Lautsprecher der Kinderstar Conny sein Evergreen aus den 1950ern und stimmt damit die Gäste des Chamäleon ein. Über den Köpfen schwebt auf seinem Sessel wie ein Magier der kleine Mann. Alles besitze er, verkündet ein projizierter Text, auch Menschen, suche aber Emotionen. Zwei Stunden lang begleitet man ihn auf dieser Suche durch wasserspritzende Gefilde. „SOAP - die Show“ heißt das Land, in das ihn die Regisseure Markus Pabst und Maximilian Rambaek entsenden. Aus sechs Badewannen auf drei Ebenen hat ihm Daniele Drobny dazu eine bizarre Szenerie entworfen. Nur die Beine der Bewohner ragen zunächst aus ihren ungewöhnlichen Domizilen, derweil aus der höchstgelegenen, gondelförmigen Wanne eine Sopranistin im voluminös weißen Mantel ihre Tonsalven abfeuert. Auf einem Hubtisch mitten unter den Zuschauern produziert der kleine Mann große Seifenblasen und schickt sie wie Träume in die Welt. Überkopf hängt da auf der Bühne schon aus der siebten Wanne eine Frau vom Plafond.

Ungewöhnlich bleibt, was Volker Brümmer und eine Firma aus Montreal gemeinsam koproduziert haben. Mit acht Artisten und einer Opernsängerin entstand statt eines Nummernprogramms eine durchkomponierte, tänzerisch angelegte Show aus neu entwickelten Darbietungen in stetem Bezug zum Requisit Wanne. Unsichtbar auf Grund liegend jongliert etwa die ukrainische Antipoden-Künstlerin Nata Galkina virtuos mit Zylindern und Reifen diverser Größe und bezaubert mit einer Fußpantomime: Einem verliebten Paar wächst via Hand ein Kind zu. Die kanadische Kontorsionistin Marjorie Nantel verblüfft mit clownesk verpackter Körperbeherrschung und atemberaubendem Überspagat in der Wanne und an einem Tuch. Witzig erzeugen Adem Endris und Girma Tsehai aus Äthiopien bei ihrer Balljonglage in Wannen hinein Blubberklang und jonglieren auf umgedrehtem Requisit auf engstem Raum. Verknotet in Ketten tanzt der Texaner Sam Alvarez in bestechenden Formen und ungemein souverän durch die Lüfte, ehe er seiner deutschen Kollegin Annika Titze bei einem waghalsigen Trapezakt assistiert.

Nahtlos fügt sich in diese Phalanx gestandener Profis der Schweizer Akrobat Florian Zumkehr ein. Aus der Berliner Schule für Artistik wurde der Student im letzten Ausbildungsjahr direkt für „SOAP“ engagiert und beeindruckt durch kraftvolle Äquilibristik auf dem Wannenrand. Connys Eingangsschlager serviert zwischendrin die Litauerin Lina Navakaite amüsant in der Manier von Händel über Schöneberg bis „Kalinka“. Es wird geblödelt, zu Eigenrhythmen getanzt, all das miteinander verwoben und verschachtelt. Ob der kleine große Franzose Hammou die erhoffte Emotion gefunden hat oder nicht - der Zuschauer bestaunt jene fantastischen Gebilde, die er aus Seife, Rauch, Licht zu formen versteht, und genießt die Vielseitigkeit erlesener Artisten, wie sie zum Schluss noch in Kaskaden von Salti über die Bühne wirbeln.


Bis 19.8., Chamäleon, Hackesche Höfe, Rosenthaler Straße 40/41, Mitte, Kartentelefon 4000 590

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