Ein neues Zuhause für Pina
New Yorker Architekturbüro Diller Scofido + Renfro erhält Zuschlag für Pina Bausch Zentrum
Wenn Pina Bausch einen Tanzabend lakonisch als „Very special“ ankündigt, darf man das für bare Münze nehmen. Denn von Bausch-Festivals und -Festen weiß jeder, dass die Weltreisende nicht nur die großen Bühnen und Stars kennt, sondern mit unvergleichlicher Neugier und Aufmerksamkeit aufspürt, wo Neues in Nischen und am Rande der Tanzszene wächst. Viele ihrer derart gewonnenen „Freunde aus aller Welt“, die Bauschs eigene Tanztheater-Arbeit inspiriert haben, kehren immer wieder und begeistern das Publikum nach wie vor – so auch diesmal beim „Internationalen Tanzfestival NRW“ (bis 30. November in Wuppertal, Düsseldorf und Essen).
Die belgische Starballerina Sylvie Guillem reißt das Publikum immer wieder durch ihre schier unerschöpfliche Körpervirtuosität zu Beifallsstürmen hin. Wenngleich das Duett ihres englischen Partners Russell Maliphant „Push“ auf einen exotisch-ätherischen Soundtrack von Andy Cowton Härte und „action“ erwarten lässt, ist eine halbe Stunde lang nichts als eine unfassbare Leichtigkeit zu erleben. Raffinierte Körperverknotungen, Posen, Figuren und Schrittfolgen voller gelassener Eleganz, Harmonie und Schönheit beglücken das Auge des Zuschauers. Die hohe Schule athletischer Balanceakte gerät hier zur Engel gleich schwebenden, hochästhetischen Körperkunst. Die spanische Flamencotänzerin Eva Yerbabuena, begleitet in zwei eigenen neueren Choreografien von Sänger Miguel Poveda León und drei Instrumentalisten, frappierte auch diesmal mit ihrer auf den Straßen Granadas gelernten Kunst. Als hätte sie von unsichtbaren Händen magisch geschlagene Kastagnetten unter ihren Flamenco-Pumps, so rasant stampft sie mit Absätzen und Sohlen. Dann wieder schnalzt sie aufreizend mit den Fingern, dreht, wendet und windet sich wie eine verführerische Schlange, wirft die Schleppe ebenso so schnippisch wie sinnlich, lockt mit ihren weiblichen Reizen im engen Hosenanzug. In das delikate Spiel der Finger, mischt sich immer wieder einmal eine geballte Faust. Rund wird der sonst so stolz und kerzengerade aufgerichtete Rücken. Ein Flair modernen Tanztheaters mischt sich da in die spanische Volkskultur. Das gerade macht diese Künstlerin so „very special“.
Wie eine Variation auf die klirrenden, stampfenden Flamenco-Füße wirkte danach zunächst der New Yorker Tap-Dancer Savion Glover mit seiner vierköpfigen Jazz-Band. Aber dann entfachte der „Erneuerer des Stepptanzes“ ein Feuerwerk ganz anderer Art. Da ist nichts von der Sinnlichkeit und Melancholie des Flamenco und auch kaum ein Hauch von den charmanten Show-Nummern etwa eines Fred Astaire. Vielmehr: geschlagene 45 pausenlose Minuten Jazz-Ekstase wie in Trance in. Glover liefert eine Parforce-Performance von orkanartiger Gewalt und teuflischem Tempo. Seine Soli sind von stupender Originalität. Gestik und Mimik changieren in allen nur denkbaren emotionalen Facetten. Geniale Dialoge mit dem Pianisten, dem Schlagzeuger, dem Bassisten und dem Mann mit Mütze an Saxophon und Klarinette sind eminenter Beweis der Musikalität des Tänzers.
Als zärtlich-kokettes Betthupferl für die Anhänger des „Tanztheaters Wuppertal“ klang der fast vierstündige Abend mit einem Potpourri kleiner Szenen aus verschiedenen Bausch-Stücken aus - „Für Gérard – Memories“ (zusammengestellt für den Pariser Mentor der Bausch-Kompanie, Gérard Violette). Auch in Düsseldorf (am 16.11.) und Essen (am 24.11.) werden die meisten dieser Künstler – neben anderen – bei ähnlichen „Galas“ und teilweise mit anderen Beiträgen als in Wuppertal auftreten.
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