Tabula Rasa in Köln
Aus für Richard Siegal und sein Ballett of Difference
Internationale Vorauswahl zum Budapester SzoloDuo-Tanzfestival 2010 in der Wachsfabrik
Spannende Tage im Tanzzentrum Wachsfabrik. Choreografen aus Deutschland und den Benelux-Ländern trafen sich ein Wochenende lang zur Vorauswahl der Teilnehmer für das SzoloDuo-Festival 2010 in Budapest. Das Ergebnis spricht für die Qualität der Kölner Tanzszene: Barbara Fuchs, Robina Steyer und Anika Bendel sind neben zwei weiteren Bewerbern ausgewählt worden. Damit konnten sich aus den zwanzig Beiträgen gleich drei Tänzerinnen aus Köln mit ihrer Solo-Choreografie qualifizieren. Weitere Vorentscheidungen finden noch in Prag und Warschau statt. Das Festival ist eine Plattform für kurze Choreografien. Doch kurz heißt nicht einfacher, muss doch in der begrenzten Zeit von sechs Minuten eine inhaltlich und ästhetisch überzeugende Form für das selbstgewählte Thema gefunden werden. Barbara Fuchs „Rock-Solo“ ist eine faszinierende amorphe Körperstudie, die ein Segment aus ihren Tanzstück „das“ aufgreift und vertieft.
Spätestens seit Xavier Le Roy´s Solo-Klassiker „Self Unfinished“ wird um den Körper im Tanz als handelndes Subjekt unter dem Stichwort „staging gender“ (Bühnen-Geschlecht) gerungen. Fuchs´ Solo, das mit der Wandelbarkeit des nackten Körpers spielt, ist ein ganz aktueller Beitrag zum Diskurs um Körperkonzepte im zeitgenössischen Tanz. Ganz anders das in einer ungewöhnlich beeindruckenden Expressivität getanzte Solo „Perditus“ (etwa: verzweifelt) von Robina Steyer. Es geht um die Gefühle einer vom Leben gezeichneten Frau. So, wie in Verdis Oper „Norma“, zu deren Arie Robina Steyer tanzt. Die Tänzerin hat sich damit ein ebenso vielschichtiges wie anspruchsvolles Thema gewählt, das sie überzeugend in dramatischen Tanz umsetzt. Experimentell und ausdrucksstark tanzt Anika Bendel von der Hochschule für Musik und Tanz (Köln) in ihrem Solo „Rising and Falling“ mit einer mannshohen Platte, die tatsächliche und vermeintliche Widerstände symbolisiert. Erstaunlich, wie das Material zum imaginierten Partner wird und mal gegen oder mit ihm getanzt wird. Eine grandiose Idee, zudem tänzerisch hervorragend umgesetzt. Die Kölner Tänzerinnen bringen damit drei sehr unterschiedliche Ansätze in das Solotanz-Festival ein, das 2010 erstmals vom Kölner Choreografen-Netzwerk Barnes Crossing gemeinsam mit der Orkestika Foundation Budapest ausgerichtet wird. Gute Aussichten also, einen Preis auch nach Köln zu holen.
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