Ein Triumph der Jugend
John Neumeier eröffnet die 48. Hamburger Ballett-Tage mit „Romeo und Julia“
Die Koreanerin Youn Hui Jeon aus Seoul ist seit fünf Jahren Mitglied des Ballettensembles am Saarländischen Staatstheater. Sie verkörpert die weibliche Hauptrolle in Marguerite Donlons Version von „Romeo und Julia“, die ab 13. Januar wieder im Heilbronner Theater gastiert. Leonore Welzin hat sich mit ihr unterhalten.
Wie sind Sie zum Tanzen gekommen?
Youn Hui Jeon: Mit acht Jahren habe ich begonnen Violine zu spielen. Als ich hörte, dass man davon bleibende Schäden bekommen kann, habe ich nach drei Jahre damit aufgehört und stattdessen traditionell koreanischen Tanz gelernt. Zudem war ich Cheergirl im Schulclub, habe kleine Stücke zu Popmusik choreografiert und begann mit professionellem Training bei Eun-Me Ahn. Sie hat mich 1998 an die New York University geholt, wo ich an der Tisch School of Arts meinen Bühnen-Abschluss im Fach Modern Dance gemacht habe.
Tanzen Sie die Julia zum ersten Mal?
Youn Hui Jeon: Ja.
Wie haben Sie sich der Rolle genähert?
Youn Hui Jeon: Ich habe mir Filme angeschaut. Stark beeinflusst hat mich Claire Danes als Julia und Partnerin von Leonardo DiCaprio im Filmdrama „William Shakespeares Romeo und Julia“. Der Regisseur hat die Shakespearsche Versform beibehalten, die Handlung wurde aber aktualisiert und ins urbane Südamerika verlegt. Der Maskenball ist eine Technoparty. Die Julia ist zwar kindlich, aber auch aggressiv und hyperaktiv. Zudem hab ich im Internet recherchiert und von Marguerite Donlon ein Buch bekommen. So habe ich viel über den historischen Hintergrund erfahren.
Was gefällt Ihnen an der Figur?
Youn Hui Jeon: Ich konnte sie zusammen mit der Choreografin entwickeln. Sie ist in unserer Inszenierung nicht so elegisch, sondern sehr verspielt und zeigt viele emotionale Farben.
Takayuki Shiraishi, der Romeo ist Japaner, Sie sind Koreanerin. Das scheint zur historischen Vorlage der zerstrittenen Familien Capulets und Montagues zu passen? (lacht)
Youn Hui Jeon: Wir haben tatsächlich darüber gesprochen, aber ich sehe in ihm den Tänzer und nicht den Japaner. Er ist im Ensemble so etwas wie mein offizieller Partner. Wir haben auf der Bühne schon mehrfach zusammen gearbeitet und kennen uns körperlich sehr gut. Ich bewundere seine Disziplin. Er spürt, wenn ich mal müde bin und unterstützt mich sofort entsprechend.
Wie bereiten Sie sich allabendlich auf den Auftritt vor?
Youn Hui Jeon: Vor der Vorstellung versuche ich so still und ruhig wie möglich zu werden. Das Warm-Up mache ich auf energetisch niedrigstem Niveau, eine Art Meditation ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Wenn ich mich dann zur ersten Szene unter das Tuch lege, bin ich so aufgeregt wie bei der Premiere.
Haben Sie Hobbys?
Youn Hui Jeon: Ich lese gern Biografien und Romane.
Was vermissen Sie am meisten?
Youn Hui Jeon: Meine Familie, vor allem meine Mutter. Sie war vor zwei Jahren zum letzten Mal zu Besuch in Deutschland, zu meiner Hochzeit.
Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Youn Hui Jeon: Ja, „Geheirode“, das ist eine saarländische Kartoffelspezialität.
www.theater-saarbrücken.de www.theater-heilbronn.de
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