Ritual des neuen Mannes
„Lemniskata” von Lukas Avedaño feiert auf Kampnagel Europapremiere
Dass er vom HipHop kommt, erkennt man sofort als er anfängt zu tanzen. Aber Johnny Lloyd tanzt keinen klassischen HipHop, sondern nimmt die Bewegungen dieses Genres als Ausgangspunkt um Neues zu erfinden. Er experimentiert mit einzelnen Bewegungen so lange, bis sie sich verändern und zu etwas Anderem werden. So vermischt er HipHop und zeitgenössischen Tanz und erweitert diese Kombination um Animation. Ein weiter Begriff, den er auf unterschiedliche Art und Weise für sein neues Bühnenstück nutzt. So fällt in diesem Kontext beispielsweise auf, wie nah HipHop und Animation beieinander liegen.
Das für den HipHop charakteristische (scheinbar) auf der Stelle laufen, die zeitlupenartigen Bewegungen, die abgehackten, eckigen, manchmal verzögerten Bewegungen und die komischen Effekte, die diese Bewegungen hervorrufen, erinnern bei näherer Betrachtung an Animationsfiguren wie Bugs Bunny und Co. Das Medium Film und Projektion nutzt der Hamburger Choreograf geschickt und setzt es auf überraschende Art und Weise ein. So beginnt der Abend damit, dass der Tänzer scheinbar mit dem bloßen Finger bunte Kreise und Dreiecke an eine Holzwand am Ende der Bühne zeichnet. Die projizierten Formen verschwinden dabei sofort nach ihrer Vollendung wieder und das Spiel beginnt von vorn. Auch seine eigenen Bewegungen erweitert er durch filmisches Material. So verschwindet er hinter der Wand und wird dennoch wieder sichtbar durch die Projektion auf ihr. Trug er zu Beginn der Vorstellung nichts als eine weiße Unterhose auf deren Mitte eine goldene Zielscheibe gedruckt war, beginnt er nun die umherliegenden Kleidungstücken anzuziehen. Dabei sind die Bewegungen manchmal seltsam verzögert, wie bei einer schlechten Internetverbindung, dann wieder laufen die Bewegungen im Schnelldurchlauf vorwärts, es gibt Zeitsprünge und plötzlich erscheint Johnny Lloyd aus Fleisch und Blut und im goldenen Trainingsanzug wieder vor der Wand.
Doch auch auf der Bühne schafft er es perfekt diese verzögerten Bewegungen mit seinem Körper zu imitieren. Die beeindruckende Körperbeherrschung zeigt sich in immer wiederkehrenden Bewegungsabläufen, die begleitet werden von live eingespielter Musik. Der Hamburger Komponist Sven Kacirek vermischt Beats mit Klavier, Xylophon, Schlagzeug oder auch Harmonika. Zum vermeidlichen Ende verschwinden beide hinter der Wand und verbeugen sich nur als Projektion. Dabei nutzen sie komische Animationseffekte, die schließlich darin gipfeln, dass Johnny Lloyd gegen die Scheibe der Kamera klopft, als würde er von hinten gegen die Holzwand klopfen, woraufhin diese nach vorne klappt und er in einem letzten Solo das Finale einläutet bis er erschöpft auf dem Boden liegen bleibt und den Zuschauer mit dem Gedanke entlässt: without motion we die.
Weitere Vorstellungen: 14.05. und 15.05.2009
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