Die nächste Generation kommt
Choreografie ist Beruf, Handwerk und Talent. Ein Blick auf Weiterbildungsangebote in der Schweiz
„Der Nussknacker“ mit der Theaterballettschule Magdeburg e.V
Auch in diesem Jahr machten 160 junge Tänzerinnen und Tänzer gemeinsam mit den Pädagogen der vor 15 Jahren von Ballettdirektorin Irene Schneider gegründeten Theaterballettschule großen und kleinen Ballettfreunden ein ganz besonderes Geschenk in der Vorweihnachtszeit. In drei restlos ausverkauften Vorstellungen führten die Eleven in einer Inszenierung von Irene Schneider Tschaikowskys getanzte Geschichte von Marie und ihren Geschwistern am Weihnachtsabend auf. An diesem begegnen dem jungen Mädchen in einem Traum erst der Nussknacker im Kampf gegen die Armada des Mäusekönigs und dann auf einer „Traumreise“ ins Land der Süßigkeiten die Zuckerfee und ein Prinz nebst vieler „tanzender“ Preziosen aus dem Schokoladenland. Mehr als 10 Wochen haben die Schülerinnen und Schüler aller Klassen der Theaterballettschule an dieser farbenprächtigen Aufführung in den wunderschön gemalten weihnachtlichen Bühnenbildern des Magdeburger Malers Eberhard Matthies probiert. Mehr als 300 Kostüme wurden mit Unterstützung der Eltern und Sponsoren nach Originalvorlagen aus dem Opernhaus Magdeburg geschneidert – das Ballettmärchen präsentierte sich in festlichem Glanz! Irene Schneider und ihre Pädagogen Ines Diehl, Tomomi Sakaguchi, Nadja Semenchukowa, Annett Münch, Dmitrij Peregudow und Valeria Tsoi gelang mit den Schülerinnen und Schülern für eine nichtprofessionelle Ballettschule ein kleines „Wunder“.
Die von Irene Schneider mit Zitaten aus der Originalchoreografie von Marius Petipa erarbeitete Tanzfassung des „Nussknacker“-Balletts stellt hohe technische Anforderungen nicht nur an das klassische Tanzvokabular auf Spitze. Es verlangt den jungen Tänzerinnen und Tänzern zwischen 4 und 21 Jahren auf der Bühne in den verschiedensten Tanzbildern und in vielen wechselnden Rollen auch ballettpantomimisches und spielerisches Können ab. Da werden aus 20 kleinen tanzenden Sternenkindern die kleinen Soldaten aus dem Gefolge des Nussknackers, kleine Blumenkinder und später 15 Polcinelli-Clowns in kunterbunten Kostümen. In einem wunderschön getanzten Reigen erlebt man den Tanz der glitzerweißen Schneeflocken und die jungen Ballerinas dann später in duftigen Kleidern anmutig im berühmten Blumenwalzer. Die Aufführung des „Nussknacker“-Balletts entstand in Anlehnung an jene, inzwischen in Magdeburg schon legendäre Inszenierung des Balletts von Irene Schneider aus dem Jahre 1993 mit dem Ballett des damaligen Theaters der Landeshauptstadt. 10 Jahre stand immer zur Weihnachtszeit diese Inszenierung in Folge auf dem Spielplan und erlebte insgesamt 58 ausverkaufte Vorstellungen. Aus dem „Nussknacker“-Ensemble von damals standen in den Aufführungen der Theaterballettschule in „ihren“ Rollen die ehemaligen Solotänzer Dmitrij Poljakov als Prinz und Dmitrij Chilachtenkov als Nussknacker, sowie Frank Richter als Vater Stahlbaum und Dmitrij Peregudov als Pate Drosselmayer auf der Bühne. Irene Schneider tanzte elegant, wie in allen Aufführungen die Mutter der Kinder.
Beeindruckend insgesamt war nicht nur die Disziplin der Schülerinnen und Schüler auf und beim schnellen Kostümwechsel hinter der Bühne. Die Tanzbilder bestachen durch Synchronität der Bewegungen, die vor allem die Tänze des Divertissements zu einem großen Erlebnis werden ließ. Ob Spanischer Tanz (Samantha Hinz, Marie-Luise Quednow, Eva Zeidler), Xenia Schollbach gemeinsam mit den kleinen Eleven der Kindertanz-Klasse von Annett Münch, im Russischen Tanz (Gergana Gondulla, Christiane Schulze, Xenia Schollbach, Kristina Weber) oder Franziska Meyer als Schneekönigin mit den Tänzerinnen der Klasse von Tomomi Sakaguchi, die selbst als Schneekönigin, vor allem aber als Zuckerfee in Irene Schneiders Erfolgsinszenierung am Magdeburger Theater viele Male brillierte – die Theaterballettschule zeigte eindrucksvoll das hohe Niveau der tänzerischen Ausbildung und das weiter gewachsene tänzerische Können. Dies gilt besonders für Jana Jünemann als Marie. Die Mathematik-Studentin beherrscht nicht nur die klassische Technik nahezu perfekt sondern hat weiter an Ausdruck und Ausstrahlung gewonnen.
Zum ersten Mal in Deutschland auf der Bühne riss die junge 20-jährige brasilianische Tänzerin Liana Vascocelos im Grand Pas de deux der Zuckerfee und des Prinzen des 2. Aktes die Zuschauer zu Beifallsstürmen und Bravos hin. Die Tänzerin, von Irene Schneider in diesem Sommer in Brasilia bei der Einstudierung des Balletts „Ein Sommernachtstraum“ im Rahmen des „16. Festival de Dance Brasil“ entdeckt, absolviert in diesem Jahr ein Praktikum an der Theaterballettschule Magdeburg. Die Brasilianerin war in ihrer Heimatstadt Rio de Janeiro Schülerin von Gisele Santoro, die als 1. Solistin in der Ballettkompanie von Irene Schneider von 1993 bis 2000 selbst die Zuckerfee tanzte. Anmut und Grazie, Exaktheit in Arm- und Beinhaltung, punktgenau gedrehte Pirouetten und gerade Linienführung des Körpers in den Arabesquen und Drehungen im Adagio, vor allem aber in den Variationen - an der Seite von Dmitrij Poljakov beeindruckte die sympathische Tänzerin durch Eleganz und technisches Können Zum Finale , wenn Marie aus ihren „zuckersüßen“ Traum vom Prinzen und ihrem Nussknacker erwacht, versammeln sich die 160 jungen Tänzer unterm Weihnachtsbaum und der enthusiastische Beifall der Zuschauer ist für sie der schönste Lohn.
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