Tanz und Musik als perfekte Partner

Bernd Schindowskis Schönberg-Abend „Verklärte Nacht“

Gelsenkirchen, 23/02/2009

Bernd Schindowski gehört zu den deutschen Choreografen, die Kammermusik als gleichberechtigten Partner des Tanzes wie wenige andere auf die Bühne zu bringen verstehen. Unvergessen ist seine „Winterreise“ von 1980. Da wanderte der Sänger vom Bühnenrand, wo der Klavierbegleiter spielte, auf die Spielfläche, wo das Ensemble die Stimmung der Schubertschen Lieder subtil in tänzerische Bewegung umsetzte.

Ähnlich inszenierte Gelsenkirchens Ballettchef nun Arnold Schönbergs Monodram „Erwartung“ für Mezzosopran mit Streichorchester. Während die Neue Philharmonie Westfalen unter der umsichtigen Leitung von Bernhard Stengel auf dem Rang des „Kleinen Hauses“ musiziert, singt und agiert Marina Sandel auf dem Bühnenpodest mit größter Intensität die junge Frau, die ihren Liebsten abends am Waldrand erwartet, sucht und schließlich im Morgengrauen ermordet auffindet. Die 14 hell geschminkten, fast hüllenlosen Tänzerinnen und Tänzer umtanzen die Frau wie Geister und Schemen. Das schafft eine unheimliche Atmosphäre. Das rostrote, transparente Kleid der Frau schlägt die visuelle Brücke zum ersten Teil, „Verklärte Nacht“. Hier ist das ganze Ensemble in den durchsichtigen Stoff gehüllt. Einzeln, paarweise und in der großen Gruppe wird das Musikstück auf Richard Dehmels Gedicht getanzt. Immer wieder lösen sich die drei Solisten Priscilla Fiuza, Kostyantyn Grynyuk und Min-Hung Hsieh heraus als das Liebespaar mit dem Freund, der das Mädchen verführte und schwängerte – eine originelle, stimmige Variante des schon so oft choreografierten Schönberg-Sextetts, für das Schindowki konsequenterweise die spätere Orchesterfassung des Komponisten wählte. So erfreut und beeindruckt dieser kurze Ballettabend als getanztes Konzert.

Link: www.musiktheater-im-revier.de

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