Intendant des Hamburg Ballett erhält „Prix Benois de la Danse“
John Neumeier wird für sein Lebenswerk geehrt
Der Benois de la danse zu Gast im Teatro Comunale Città di Vicenza
Die möglichen Preisträger sind nominiert, aber kein Benois de la danse ist bisher vergeben. Noch immer haben zwei der sieben Juroren ihre Voten nicht abgegeben. Einer wurde im Teatro Comunale der Città di Vicenza dennoch überreicht, und zwar der an Carlos Acosta. Der Preisträger des Vorjahres hatte an der Veranstaltung 2008 anderer Verpflichtungen wegen nicht teilnehmen können und revanchierte sich deshalb mit einem „Passo a due“ aus MacMillans „Manon“: ein geradezu orgiastischer Höhepunkt des Gala-Abends, dem Carlos Acosta und seine Partnerin Tamara Rojo Leidenschaften abgewannen. Acosta, dessen Autobiografie „Kein Weg zurück“ demnächst als Spielfilm hoffentlich den Weg auch in unsere Kinos findet, würde sich übrigens gerne in Deutschland einmal mit seiner Life-Show „Tocororo“ vorstellen. Bisher kennt man ihn hierzulande lediglich als „Don Quixote“ in München und in Stuttgart.
Notgedrungen, d. h. nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, hat sich die International Dance Union als Ausrichter des Benois de la danse zu einem veränderten Veranstaltungsmodus entschlossen. Weil es auf die Dauer zu teuer wird, alle Künstler zu einer möglichen Auszeichnung einzufliegen, werden künftig der Wahrscheinlichkeit nach nur noch die Preisträger eingeladen. Das nimmt der Gala wohl einen Teil der Spannung, nicht aber ihren Glamour. Schließlich sind ein paar der weltbesten Künstler zu Gast, und das mit jenen Stücken, die tatsächlich zur Debatte stehen – so wie diesmal der Auszug aus „Les Enfants du paradis“, wofür José Martinez als Choreograf 2009 eine Nominierung für den Benois de la danse erhielt. Getanzt von Aurélia Bellet und Alessio Carbone, lässt sich die Aufführung der Opéra de Paris für das Publikum immerhin erahnen, und das ist gut so.
Stärkere Eindrücke hinterließen allerdings Stücke, die für dieses Jahr gar nicht zur Diskussion standen. So beispielsweise „Intimate Distance” von Jiří Bubeníček, bei dem zwar nicht gerade die Fetzen flogen, aber doch die Emotionen aufeinanderprallen: ein choreografisches Doppel, bei dem mehr auf dem Spiel zu stehen scheint als nur das Kräftemessen zweier Künstler. Marie-Agnès Gillot, breitschultrig und dem äußeren Anschein nach ganz und gar nicht eine Ballerina nach klassischem Ebenmaß, brilliert nicht nur in dem Duo, sondern auch als die „Diva“ in dem Solo Carolyn Carlsons. Nicht weniger erfolgreich ist ihr ehemaliger Kollege beim Pariser Opernballett, Manuel Legris. Er tanzt „The Portrait of ...” von Patrick de Bana, und so wie er sich reinkniet, ist es auch Stück von ihm. Stark ist auch Alessio Carbone in einem Solo aus „Arepo“ von Maurice Béjart. Den Solisten der Pariser Opéra wird man künftig noch häufiger begegnen: Er hat das Zeug zum Star.
Nadezhda Gracheva, Hervé Moreau, Uljana Lopatkina, Tamara Rojo und Agnès Letestu kennt man dagegen schon, und alle fünf Benois-Preisträger sind denn auch Garanten einer „Gran Gala del Premio Internazionale“, die sich in allen Stücken sehen lassen kann – angefangen bei „La Sylphide“ (mit Nadezhda Gracheva und Ruslan Skvortsov vom Moskauer Bolschoi) über „Voorbejgegaan“ von Rudi van Dantzig (mit Igone de Jongh und Casey Herd von Het Nationale Ballet) bis hin zu Neumeiers „Kameliendame“ (in einer Traumbesetzung mit Agnès Letestu und Hervé Moreau), Petits „Carmen“ (mit Tamara Rojo und Lienz Chang) bis hin zu dem unvermeidlichen „Sterbenden Schwan“ der Uljana Lopatkina. Jury-Präsident Juri Grigorowitsch schien denn auch mit dem vorläufigen Ergebnis des diesjährigen Benois de la danse ganz zufrieden – und mit ihm der Ehrengast des Abends, die unverändert junge Alessandra Ferri.
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