Wenn der Tanz den Tod besiegt
David Dawsons „Giselle“ mit dem Semperoper Ballett in Dresden
David Dawsons „Giselle“ wieder in Dresden auf dem Spielplan
Zwei Jahre nach der Premiere hat man den Eindruck diese Arbeit von David Dawson hat an Dichte enorm gewonnen. Sein Versuch, die romantische Geschichte behutsam an die Gegenwart heranzuführen ohne deren Geist grundsätzlich zu brechen wirkt schlüssiger. Man sieht gebannt und erstaunt, wie sehr Dawsons spezielle Art gefangen nimmt, wenn die Dramatik durch eine ungewöhnlich rasche Abfolge der Armbewegungen seiner Tänzerinnen und Tänzer, kombiniert mit rasant raschen Schrittkombinationen, die in knappere oder weitere Sprünge übergehen, immer wieder wie aus dem Nichts entsteht. Man ist weniger irritiert als zur Premiere darüber, dass der erste Teil kein romantischer Farbrausch sein will, sondern eine tänzerische Konzentration auf den so individuellen wie selbstbestimmten Anspruch einer jungen Frau, eben Giselle, die weder krank noch verwirrt ist.
Keine Frage, im zweiten Teil, im nächtlichen Reich der Toten, hier in der besonderen Strenge unerbittlicher Formen reinen Tanzes der zwölf Willis und ihrer von Elena Vostrotina in strenger Eleganz getanzten Königin, schwingen die Assoziationen am stärksten. Die Askese der exzellenten Yumiko Takeshima als Giselle und des so unwahrscheinlich weit ausschwingenden Albrecht, wie ihn Raphael Coumes-Marquet an diesem Abend tanzt, geben besonders im Pas de deux eine traumwandlerische Ahnung von der Vision der Vollkommenheit. Der Eindruck dieses zweiten Teiles ist so stark, dass erst langsam die Bilder des vorigen wieder aufleuchten, aber dann prägen sie umso stärker das Gedächtnis. Es wird klar wie sehr die eine Art zu tanzen die andere bedingt.
Weit ausschreitend, in verschwenderischer Eleganz tanzt Britt Juleen die Bathilde, wie sehr er auf verlorenem Posten steht legt Guy Albuy als Hilarion in die erregte Bewegung. In rasender Geschwindigkeit, einander ablösend in der Rasanz, das Hochzeits-Pas-de-Cinq mit Andrea Parkyn, Fabien Voranger, Claudio Cangialosi, Duosi Zhu und Arika Togawa. Dazu kommen die acht Freundinnen und Freunde der Giselle und die schwarzen Begleiter der Bathilde. So sehr einzelne Leistungen begeistern und faszinieren, an diesem Abend schlägt die Stunde der Kompanie und es verblüfft wie verschworen diese Gruppe höchst individueller Persönlichkeiten wirkt.
Dazu David Coleman am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit den Solisten Thomas Meining, Violine, und Sebastian Herberg, Bratsche, mehr ist nicht zu wünschen.
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