The sky is the limit
Prestigeträchtiger Ballettwettbewerb Prix de Lausanne 2024 in den Startlöchern
Das gab es noch nie in der 38-jährigen Geschichte des Prix de Lausanne, des internationalen Ballettwettbewerbs für 15- bis 19-Jährige: Dass sich mehr junge Männer als Frauen meldeten. Oder im Ballettjargon: Mehr Jungs als Mädchen, mehr Garçons als Filles, mehr Boys als Girls.
In Zahlen: Am diesjährigen Wettbewerb, der vom 26.-31.Januar 2010 dauerte, waren von 228 Interessenten 73 Kandidaten zum Wettbewerb zugelassen worden, 38 männliche und 35 weibliche. Ins Finale kamen 14 Jungs und lediglich 6 Mädchen. Von den sieben Hauptpreisen gingen fünf an Garçons und nur zwei an Filles.
Der Argentinier Cristian Emanuel Amuchastegui, knapp 19, stand nicht nur zuoberst auf der Siegerliste, sondern erntete auch den Publikumspreis. Der gut aussehende, sehr sportlich tanzende junge Mann hat diesen Preis gewiss verdient. Andere Entscheide leuchteten weniger ein. Jury-Präsident Frank Andersen, ehemaliger künstlerischer Leiter des Königlich-Dänischen Balletts, betont aber immer wieder: Es werde nicht allein auf die heute sichtbaren Qualitäten gesetzt, sondern auf das Potenzial – die Prognosen für die künftige Entwicklung, künstlerisch, physisch, psychologisch.Die neunköpfige Jury (darunter aus Deutschland Ivan Liška und Jason Beechey) hat während der ganzen Wettbewerbs-Woche die Kandidierenden beobachtet und mit ihnen Gespräche geführt.
Wie erklärt sich Andersen die männliche Dominanz am diesjährigen Prix de Lausanne? Der Trend mache sich schon seit einigen Jahren bemerkbar, sagt der Jury-Präsident. Er hänge mit neuen männlichen Identifikationsfiguren zusammen: etwa mit Billy Elliot aus dem gleichnamigen Film, mit Show-Biz-Künstlern wie dem verstorbenen Michael Jackson, mit Tanzwettbewerben aller Art, wie sie besonders in nordischen Ländern beliebt sind. Dazu kommt, dass der zeitgenössische Tanz beim Prix de Lausanne neben dem klassischen Ballett zunehmend an Gewicht gewonnen hat. „Tänzer“ ist ein anerkannter Job geworden, verkörpert Kraft und Individualität. Frank Anderson glaubt allerdings, dass sich der Trend wieder abschwächen kann. Die 73 Wettbewerbs-Teilnehmer stammten aus 19 Nationen und drei Kontinenten. Am stärksten war die Fraktion aus Asien (Japan, China, Korea) – wie immer in den letzen Jahren. Aus Deutschland konnte sich niemand für den Wettbewerb qualifizieren – ein Trauerspiel. Die Schweiz war diesmal immerhin mit zwei Nachwuchstalenten vertreten. Die Zürcherin Alexandra Valavanis schaffte es ins Finale und durfte den Preis für „Le meilleur Suisse“ – in diesem Fall die beste Schweizerin – entgegennehmen.
Die erst 15-jährige Alexandra gefiel als vergnügte Swanilda in einer „Coppélia“-Variation ebenso wie als eher elegische Tänzerin in der zeitgenössischen Choreografie „Polyphonia“ von Christopher Wheeldon. Die Schweizer Preisträgerin besuchte bisher die private Zürcher Ballettschule für das Opernhaus von Doris Catana Beriozoff. Aber auch die staatlich subventionierte Tanz-Akademie Zürich unter der Leitung von Oliver Matz und Steffi Scherzer konnte einen Erfolg verbuchen: Die Australierin Caitlin Stawaruk, die ihre Schule besucht, erntete einen der sieben Prix de Lausanne.
Wer einen Prix de Lausanne gewinnt, kann sich ein Jahr lang gratis und nach freier Wahl an einer anerkannten Ballettschule ausbilden lassen, Spesen inklusive. Bereits bühnenreife Gewinner können eine Stage bei einer renommierten Ballettkompanie auswählen. Meist werden sie anschließend dort engagiert.
Die Gewinner der sieben Prix de Lausanne 2010: Cristian Emanuel Amuchastegui (Argentinien); Francisco Mungamba Reina (Spanien); Mariko Sasaki (Japan); Caitlin Stawaruk (Australien); Aaron Sharratt (USA); Christopher Evans (USA); Lewis Turner (Grossbritannien). Turner wurde zudem mit dem Spezialpreis für zeitgenössische Interpretation gewürdigt.
www.prixdelausanne.org
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