Mit Groove

Alvin Ailey Dance Theater startet diesjährige Sommertournee

Da sind sie wieder einmal ins alte Europa gekommen, die Botschafter des schwarzamerikanischen Tanzes. Den Großen Saal der Alten Oper Frankfurt füllt das „Alvin Ailey Dance Theater“ gleich an vier Abenden.

Frankfurt, 04/07/2014

Da sind sie wieder einmal in's alte Europa gekommen, die Botschafter des schwarzamerikanischen Tanzes. Den Großen Saal der Alten Oper Frankfurt füllt das „Alvin Ailey Dance Theater“ gleich an vier Abenden. Der Name ist längst Programm geworden und zieht auch diejenigen an, die mit deutschem Bühnentanz wenig bis gar nichts anfangen können. Ein Gutteil der Anziehungskraft verdankt sich der Musikauswahl, die beinahe vollständig aus dem Bereich Gospel und Blues stammt, auch den souligen Jazz miteinbezieht, mittlerweile bis zur zeitgenössischen Variation eines Gospel-House-Soundtracks reicht. Und das so richtig laut.

Dementsprechend sind die Bewegungen. Für Alvin Ailey selbst war es die Verbindung zwischen dem klassischen Ballett, Modern Dance und dem afrikanischen Tanz. Sein Ensemble gründete er 1958 - es sei in Erinnerung gerufen: in einer Zeit, in der die US-Gesellschaft noch die strikte Rassentrennung lebte, in der schwarze Tänzer kaum eine Chance auf Mitgliedschaft in Tanzkompanien hatten. Sein zum Klassiker gewordenes Stück „Revelations“ (1960) zu traditionellen Spirituals wird bis heute von den „Alvin Aileys“ getanzt und bildet den Abschluss der meisten Tourabende; so auch in Frankfurt. Doch aufgemerkt: die Sommertour durch Deutschland, Schweiz und Dänemark bietet an einigen Orten auch ein anderes Programm an.

Die konsequente Weiterentwicklung des Aileyschen Ansatzes wird in „Grace“ (1999) von Ronald K. Brown deutlich. Auch in diesen Tanzstück geht es um die Spannung zwischen Spiritualität und menschlichem Alltagsverhalten. Allerdings ist für den deutschen Geschmack die Lobpreisung Gottes etwas sehr dick aufgetragen. Das ist nicht mehr die Lebenswelt in einem Westeuropa nach der Aufklärung. Der Tanzstil bleibt ähnlich, wenn auch wesentlich schneller, da angetrieben durch kraftvolle Beats von Afro-Pop. Und dann war da noch das beeindruckende, fast intime Solo, das Robert Battle 2008 für den Tänzer Samuel Lee Roberts geschaffen hat und ins Repertoire des AAADT aufgenommen wurde: „In/Side“ zu Nina Simones Interpretation von „Wild is the Wind“. Witzig ist es bei aller tänzerischen Perfektion auch noch.

Eine Deutschlandpremiere bot das AAADT mit „Home“ (2011) von Rennie Harris, der im Programmheft als Hip-Hop-Choreograf vorgestellt wird. Harris arbeitete bereits 2004 mit der Ailey-Nachfolgerin Judith Jamison und dem heutigen Kompaniedirektor Robert Battle zusammen. Mit „Home“ bietet er ein wirklich aktuelles Tanzstück, in dem die Tänzer und Tänzerinnen zum pulsierenden Gospel-House-Soundtrack (Dennis Ferrer, Raphael Xavier) unentwegt in Bewegung sind. Die verschiedenen Formen des Robot-, Zeitlupen-, Isolations- und Street-Dance geben dem Ganzen ein mitreißendes, allein beim Zuschauen atemlos machendes Gepräge. Dass sie auch noch eine Geschichte erzählen, vom Leben mit und dem Kampf gegen AIDS, ist fast Nebensache. Die haben einfach den Groove!

In Frankfurt noch bis 6. Juli
 

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