Was Sie immer über Ballett wissen wollten

Neuerscheinung: „Ballett in 60 Minuten“ von Julia Piu

„Was machen Sie eigentlich tagsüber?“ werden Tänzer laut der Autorin wohl häufiger gefragt. Um dieser Begebenheit auf den Grund zu gehen, berichtet sie als Insiderin in in ihrem kleinen Büchlein über die Ballettwelt.

„Was machen Sie eigentlich tagsüber?“ werden Tänzer laut der Autorin Julia Piu wohl häufiger gefragt. Um dieser Begebenheit auf den Grund zu gehen, berichtet Julia Piu als Insiderin in dem kleinen Buch „Ballett in 60 Minuten“ über die Ballettwelt. Wie der Titel schon verrät, möchte das kleine Büchlein einen knappen Einblick in die Welt des Ballett geben und dem Leser einen Eindruck vermitteln, was es heißt, Tänzer zu sein. Denn: „Klassisches Ballett hat mit spontanem Tanzen so wenig zu tun wie klassische Musik mit einem Pfeifkonzert unter der Dusche.“

Dazu wird der Leser zunächst in den Ballettsaal mitgenommen und erfährt, dass die virtuose Ästhetik und Leichtigkeit, die der Zuschauer auf der Bühne zu sehen bekommt, tägliche harte Arbeit erfordert. Wie ein Tag im Leben eines Tänzers aussieht, darf dabei natürlich nicht fehlen. Die Autorin spricht über den ständigen Kampf eines jeden Tänzers um die körperliche Perfektion und die ständig steigenden Anforderungen, die von Seiten der Theater und Kompanien gestellt werden: „von heutigen Gruppentänzern wird ein Können erwartet das früher für eine Solokarriere ausgereicht hätte.“

Neben dem Blick in die Historie des Balletts wird der typische Aufbau eines klassischen wie auch neoklassischen Ballettstückes angerissen. Religionsgleiche Rituale, Disziplin und Gehorsam gegenüber den Lehrern zeichnen laut der Autorin die Tanzwelt nicht nur aus, sondern lassen sie zu „einer eigenen Kultur im soziologischen Sinne“ werden, in der „Traditionen gepflegt und geschriebene, wie ungeschriebene Regeln eingehalten werden.“ Umso schlimmer ist, wenn der Tänzer am Ende seiner Bühnenkarriere angelangt ist und sich ab diesem Zeitpunkt in der „normalen“ Welt ohne die angesprochene Tanzkultur behaupten muss. Der amüsierte Blick mit dem Julia Piu den verrückten Kleidungsstil anspricht, den Tänzer, wenn sie nicht gerade auf der Bühne sind, zu tragen pflegen, rundet ihre Beobachtungen ab.

Leider schafft es dieses Buch nicht, die Leidenschaft herauszuarbeiten, die ein Tänzer im Ballettsaal und beim disziplinierten Training immer wieder spürt und die ihn täglich aufs Neue antreibt, noch mehr an sich zu arbeiten. Jedoch ist „Ballett in 60 Minuten“ ein Muss für alle Ballettmütter und -väter, deren Kinder ambitionierte Balletttänzer sind oder werden möchten. Aber auch für alle anderen, die einen knappen aber informativen Überblick über die Kunstform Ballett gewinnen möchten. An manchen Stellen ist das Büchlein zwar zu knapp gehalten, macht jedoch Lust darauf, mehr zu erfahren.

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