Neue Leitung der Tanzsparte des Staatsballett Thüringen
Vitalij Petrov folgt ab der nächsten Spielzeit auf Silvana Schröder
Die Abschlussvorstellung des Mariinsky-Balletts in Baden-Baden zeichnete sich auch dieses Jahr durch ihre galauntypische Diversität aus: neben zehnminütigen Galastücken gab es ein ganzes einaktiges Handlungsballett, und klassische Pas de Deux trafen auf gleich zwei Uraufführungen des letzten Mariinsky-Festivals.
Man ist gewohnt, von neuen Stücken am Mariinsky-Ballett nicht allzu viel Modernität zu erwarten, und daran änderte auch Maxim Petrovs „Ballet No. 2“ zu Musik von Alexander Zfasman nichts. In diesem Jazzballett auf Spitze, das eine utopisch fröhliche Sowjetunion der 60er Jahre heraufbeschwört, demonstrierten sechs Paare angeführt von Yekaterina Ivannikova und Andrei Yermakov auf sehr klassische Weise ihre Virtuosität. Viel versprechender begann Xenia Zverevas „Second I“, ein Duo für zwei vampirartig bleiche Doppelgänger (Konstantin Zverev und Alexei Tyutyunnik) zu Musik von Philip Glass. Leider wurde die mysteriöse Atmosphäre durch überdimensionale Videoprojektionen der Tänzergesichter und -hände durchbrochen, die nicht viel zum Werk beitrugen. Allenfalls verliehen sie ihm eine homoerotische Note, die sich im Tanz kaum widerspiegelte – ein Zeichen für Russlands problematischen Umgang mit dem Thema?
Ganz und gar heterosexuell ging es hingegen zu in Michel Fokines Ballett „Scheherazade“, das den Abend beschloss. Anders als in den Haremsszenen im „Corsaire“ am Vortag ging es hier keineswegs darum, nur die Ballerinen in Szene zu setzen, sondern Fokine choreografierte das Ballett als Schaustück für den Startänzer der Ballets Russes, Vaslav Nijinsky. Unglücklicherweise hat Yevgeny Ivanchenko als Goldener Sklave nichts von der Faszination und Intensität seines illustren Vorgängers, derer es bedarf, um das Publikum in dieser Orient-Phantasie zu fesseln. Da mag sich Viktoria Tereshkina als Zobéide noch so aufreizend räkeln, auf allerlei Kissen drapieren und ihre eigene Schönheit bestaunen – und viel mehr tut sie nicht in diesem Ballett, in dem man sich vor allem an Nikolai Rimsky-Korsakows opulenter Partitur und am Bühnenbild nach Léon Bakst erfreut.
Zum Glück konnte man Tereshkinas absolute Meisterschaft vor allem der Balancen unmittelbar zuvor in Victor Gsovskys „Grand Pas Classique“ bewundern, an der Seite des exzellenten Timur Askerov. Im Mittelteil, der aus klassischen Pas de Deux bestand, stimmte fast alles: dort zeigte sich die Kompanie in sehr guter Form in Ausschnitten aus „Schwanensee“, „Le Corsaire“ und vor allem „Don Quichotte“ mit dem stil- und temperamentvollen Paar Nadezhda Batoeva und Konstantin Zverev. So waren es wieder die Gala-Klassiker, welche die Gala retteten – nicht durch zirkushafte Virtuosität, sondern durch Klasse und Eleganz, die nach wie vor das Markenzeichen des Mariinsky-Balletts sind.
Besuchte Vorstellung: 27.12.2015
www.festspielhaus.de
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments