Egbert Strolka mit Tana Herzberg
Egbert Strolka mit Tana Herzberg

Eine tiefsinnige Tänzerin

Pick bloggt: Ehemalige Ballerina der Deutschen Oper Berlin verstorben

Als ich nun auch vom Tod der Tana Herzberg hörte, dachte ich gleich, wie schade, dass inzwischen so wenige Menschen die Namen überhaupt noch kennen, die das Nachkriegsballett der Bundesrepublik und Berlin geprägt haben.

Als ich nun auch vom Tod der Tana Herzberg hörte, dachte ich gleich, wie schade, dass inzwischen so wenige Menschen die Namen überhaupt noch kennen, die das Nachkriegsballett der Bundesrepublik und Berlin geprägt haben, und heute irgendwo zurückgezogen leben. Tana war, wie fast alle ihrer Generation, Schülerin von Gustav Blank und Tatjana Gsovsky. Ihr erstes Engagement war die Tourneeproduktion des Choreografen Helge Pawlinin, der nach der Uraufführung des Balletts „Abraxas“ des Komponisten Werner Egk mit neuer Choreografie durch die BRD reiste – nach dem Skandal der Choreografie von Marcel Luipart in München, die nach der dritten Vorstellung vom Spielplan genommen wurde. Gleich anschließend, nämlich 1951, wurde Herzberg an die Städtische Oper Berlin engagiert. Dort hat sie eigentlich ihre ganze Karriere gemacht.

Zunächst war sie, wovon jedes junge Mädchen träumt, auch in lyrischen Rollen besetzt und mit ihrer großartigen Technik immer eine angenehme Partnerin, auch für Egbert Strolka, der mit ihr bis 1954 ebenfalls dort engagiert war. Als eine Art ständiges Paar kannte man aber eher Tana und Manfred Taubert, der später als Ballettdirektor und Choreograf eine Karriere machte. Strolka, mit dem ich lange über Tana gesprochen habe, ließ mich wissen, dass diese Partnerschaft durchaus nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ war, sondern Blitz und Donner immer in der Luft lagen – außer auf der Bühne.

Als Tatjana Gsovsky das Ensemble übernahm, das nun zum Ballett der Deutschen Oper Berlin mutierte (Gustav Blank zog weiter nach Hamburg, Strolka nach Wuppertal), förderte Tatjana das junge Paar besonders. Auch in der ständigen Einrichtung „Stunde des Tanzes“, wo sie junge Solisten mit neuen Choreografien herausstellen konnte und sich später auch junge Choreografen erproben durften. Ihre wahre Bestimmung hatte die doch sehr tiefsinnige, manchmal grüblerische Tana aber in den großen Frauenrollen, wie zum Beispiel die Mutter von Hamlet oder in der Uraufführung des Lulu-Balletts „Menagerie“ zu Musik von Giselher Klebe, wo sie die lesbische Gräfin Geschwitz unnachahmlich mit diesem strengen Gesicht und doch lyrischer Geste verkörperte. Egbert hat mir auch erzählt, was ich nicht wusste, dass Tana und er in verschiedenen Filmproduktionen getanzt hatten, die in Wiesbaden für das Hessische Fernsehen produziert wurden. Und zwar durch den Mann der Ausnahmeballerina Gisela Deege, der neben für Hotels auch als Manager für die Deege fungierte und solche Projekte zu finanzieren wusste.

Einmal mehr möchte ich die Fernsehanstalten auffordern diese Schätze, von denen niemand weiß, und die in ihren Archiven vor sich hingammeln, zugänglich zu machen (für Kopien hätten wir „Das Deutsche Tanzfilminstitut“ in Bremen), so dass die Nachgeborenen einen Einblick bekommen, über das, was es auf tänzerischem Gebiet in der jungen Bundesrepublik schon gab! Und ich bin mir sicher, wir wären erstaunt darüber – ganz im Sinne von Tana Herzberg.

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