Wenn der Tanz fehlt
„Sensorial Transference“ von Anne Juren und Ivo Dimchevs „In Hell with Jesus“ bei ImPulsTanz
von Theresa Luise Gindlstrasser
„Facebook Theatre“, das ist eine interaktive Spielanleitung für Menschen mit Smartphones und einen schlagfertigen Performer. Das Publikum schreibt unter Dimchevs Kommentar in der für die Performance angelegten Facebook Gruppe weitere Kommentare. Der erste Kommentar geht so: „THE ARTIST COMES ON STAGE AND SAYS:“. Alles was darauf gepostet wird, bekommt Dimchev mittels Knopf im Ohr übermittelt und macht daraus ein Stück. Sprich: Der Text dieser Performance besteht aus den wirr, oder auch weniger wirr, aufeinander folgenden Postings des Publikums. Gemeinsam wird da, eben mehr oder weniger, an einer Dramaturgie gearbeitet.
Auf einen Zusammenhang mit der aktuellen Ausstellung „Mein Körper ist das Ereignis – Wiener Aktionismus und internationale Performance“, in deren Rahmen die Reihe „Redefining Action(ism)“ kuratiert ist, wird bei „Facebook Theatre“ wird nur noch am Rande verwiesen. Der Ausstellungskatalog als Weihnachtswunsch. Dimchev stellt also den Begriff „Aktionismus“ in einen heutigen Zusammenhang, historisierendes Zitat ist allemal das Eigenblut, mit dem er sich verzieren wird.
Die Performance zeigt eine Stunde lang Ivo Dimchev wie er den isolierten Phrasen und der unzusammenhängenden Selbstreflexivität der Postings einen gefährlichen Humor abarbeitet. Humor, weil Dimchev die Dinge in einen Zusammenhang mit sich selbst, mit der Situation im mumok bringt und als Kunstfigur heiß läuft bis zum Zynismus. Gefährlich, weil der Spaß, bei dem Tränen gelacht wurden, ganz unendlich hohl ist. Zitat: „I will delicately entertain you until we undelicately die“.
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