„ZAPP!“ von MyWay-Ensemble

„ZAPP!“ von MyWay-Ensemble

Jeder Mensch ein Tänzer

Das MyWay-Ensemble mit „ZAPP!“ im Hamburger Sprechwerk

Sie sind zwischen 66 und 87 Jahre alt und bringen eine bemerkenswerte Performance auf die Bühne des Hamburger Sprechwerks: die 14 Damen und ein Herr des „MyWay Ensembles“.

Hamburg, 26/04/2016

Sie sind zwischen 66 und 87 Jahre alt und bringen eine bemerkenswerte Performance auf die Bühne des Hamburger Sprechwerks: die 14 Damen und ein Herr des MyWay Ensembles. In einer losen Folge kleiner Episoden (keine länger als zwei Minuten – genau so lange, wie man eben zum Zappen braucht) setzen sie sich mal pantomimisch, mal in Bewegung mit Fragen und Gegensätzen auseinander, die einen Menschen durch ein langes Leben begleiten. Immer wieder stehen wir vor Entscheidungen, die dann ihre Konsequenzen nach sich ziehen – gute und weniger gute, solche, die wir bereuen und solche, zu denen wir uns noch Jahre später beglückwünschen. Bei „ZAPP!“ geht es um eben solche Situationen: Weggabelungen, Weichenstellungen und die Folgen, die sich einstellen, wenn man sich für die eine oder eben für die andere entscheidet. Erst hinterher weiß man, ob’s richtig war. Und manchmal noch viel später, dass das, was man ursprünglich als falsch erachtet hat, sich doch als richtig und sinnerfüllt herausstellt.

Es gehört ein Stück Lebensweisheit dazu, um so etwas auszuloten. Die Choreografin Gabriele Gierz und die Videokünstlerin und Kostüm-/Bühnenbildnerin Eva Humburg greifen hier zu ebenso schlichten wie einleuchtenden Mitteln. Drei große verschiebbare Stellwände werden zu Projektionsflächen von Bildern, Landschaften und Sprüchen. Die Bewegungen sind einfach genug, dass sie auch von alten Körpern gut bewältigt werden können, aber doch so einprägsam und phantasievoll, dass sie ihren tänzerischen Anspruch keineswegs verlieren. Ronnie Henseler und Fiona McKenzie fügen ein kongeniales Klanggemälde hinzu – mal live vom Bass und Xylophon, mal elektronisch eingespielt.

„Zapp!“ – das sind Blitzlichter, die auf sehr verschiedene Lebenswege geworfen werden. Szene folgt auf Szene, in denen sich die Menschen immer wieder neuen Fragen stellen müssen, mal alleine, mal im Pulk. Mit am gelungensten ist eine Art Modenschau mit wilden und schrägen Verkleidungen – aber ebenso eindrücklich die nachdenklichen Soli. Tanz darf man hier nicht im herkömmlichen Sinne verstehen – mit hohen Extensions und sauberen Pirouetten. Tanz ist hier die Ausdruckskraft der alltäglichen Bewegung und die Sprache des Körpers – monologisch, dialogisch und konzertiert. Die 14 ProtagonistInnen zeigen auf oft sehr berührende Weise, dass sich damit genauso intensive Bilder vermitteln lassen wie mit kunstvollen Balancen und Sprüngen. Und so wird deutlich: Jeder Mensch ist ein Tänzer, in jeder Lebenslage und in jeder Ausprägung seiner Fähigkeiten. „ZAPP!“ ist eines der Tanz-Projekte, denen man noch viele Fortsetzungen wünscht.

Weitere Informationen: www.fokus-tanzperformance.de
 

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