„Eine große Ehre“
Tarek Assam zum Sprecher der Bundesdeutschen Ballett- und Tanztheaterdirektoren Konferenz gewählt
TanzArt ostwest in Gießen startet mit begeistert aufgenommenen Site-Specific-Performances
Gleich zwei Site-Specific-Performances markieren den Start der diesjährigen TanzArt ostwest in Gießen. Für „World Wi(l)de Walking“ im Bahnhof konnte Ballettdirektor Tarek Assam wieder den Schweizer Félix Duméril gewinnen, der im vergangenen Jahr mit seiner Choreografie im Stadtverordnetensitzungssaal die Gießener begeisterte. Der andere Ort war die zentrale Notaufnahme im Uniklinikum Gießen-Marburg; hier kreierten drei Mitglieder der Tanzcompagnie Gießen (TCG) ein Stück „Urban Voices“ passend zum Ort: Romain Arreghini, Caitlin Rae Crook und Mamiko Sakurai.
Im historischen Bahnhofsgebäude von Gießen war es eine logistische Herausforderung alle Technik und Kostüme zu transportieren, zugleich noch gut 150 Menschen bei der Uraufführung zu den vier Aufführungsorten zu bewegen. Alles klappte gut, wenn auch die Sicht nicht für jeden optimal war, doch die Stimmung kann man mit fröhlich ausgelassen und am Ende völlig begeistert charakterisieren. „Follow me“ war das Motto des knapp einstündigen Events und alle folgten willig dem Schild.
Die beiden Hauptperformances fanden in der Mitte der Bahnhofshalle statt, an drei weiteren Stellen außerhalb erfolgten kleinere Einlagen von naturhaften Wesen mit Masken, die an Mauern entlang glitten, auf Fahrradboxen balancierten und miteinander rangelten. Den Einstieg machten die Tänzer als diverse Typen von Bahnreisenden, immer suchend, schauend, wartend, hastend. Die Verwandlung in naturhafte Wesen geschah überraschend, aber die Rückverwandlung in Menschen allmählich und vergnüglich durch eine Art Catwalk mit verschiedenen Kostümteilen und Requisiten.
In der Bahnhofshalle ertönten atmosphärische Sounduntermalungen, immer ergänzt durch Geräusche von ankommenden Zügen, Hundegebell und Kinderrufen. Es tanzten: Yuki Kobayashi, Kristina Norri, Skip Willcox, William Banks, Francesco Mariottini und Alberto Terribile, dazu kamen mit Célia Ronsmans und Alice Weber wie jedes Jahr zwei Praktikantinnen.
Weitere Vorstellungen: am 15. und 16. Mai, jeweils um 11 Uhr.
Der Platz in der Zentralen Notaufnahme des Uniklinikums ist geringer, die Rücksichtnahme auf wartende Patienten musste natürlich gewährleistet sein. Daher begann die Performance zwar im Wartebereich, zog dann aber auf den rückwärtigen Teil der Galerie. Den Anstoß gegeben hatte Dr. Susanne Ließegang, die Kunstbeauftragte des Uniklinikums Gießen. Die drei TCG-Mitglieder Romain Arreghini, Caitlin Rae Crook und Mamiko Sakurai hatten ihre Inspiration aus der konkreten Situation vor Ort bezogen und sicher auch eigene Erfahrungen miteingewoben. Ihre Freude an der Darstellung und kritischer Sicht auf den medizinischen Massenbetrieb brachten erstaunliche Ergebnisse.
Der Versuch sich zurechtzufinden endet mit einer panischen Flucht die Treppe nach oben (wo der Ausgang ist). Das Jammern und Schreien vor Schmerzen klingt so echt, dass man in Zweifel gerät, ob nicht wirklich was passiert ist. Das Bemühen um Erste Hilfe steigert sich zu einem heftigen Streit zwischen Arreghini und Crook, über dem sie die schmerzverzerrt um Hilfe rufende Dritte gar nicht mehr wahrnehmen. Wenn aus den Lautsprechern die Fragen medizinischer Bögen erklingen, wird es beinahe zu echt. Wer vorher nicht krank war, wird es über diesem Fragen-Stakkato. Atemnot folgt. Als Weißkittel demonstrieren sie mit Sonnenbrille und Papierflieger die Leichtigkeit des Reisens. Die jeweils persönliche Ausdrucksstärke wird in Soli gezeigt. Begeisterter Applaus am Ende. Schade, dass es – zumindest aktuell - nur einmal aufgeführt wird.
Dafür geht es ab Donnerstag intensiv weiter:
TanzArt ostwest / www.stadttheater-giessen.de
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