„Moving Colours“ von Armen Hakobyan und Denis Untila

Zwei Tänzer malen düstere Tristesse

„Moving Colours“ in schwarz-weiss von Armen Hakobyan und Denis Untila

Entstanden ist am Aalto-Theater Essen ein vorwiegend düsteres, hochartifizielles Bühnenkunstwerk in kühler, moderner Ästhetik mit archaischem Flair. Was für eine verpasste Chance, die frische Farbenpracht des Frühlings tanzend zu feiern!

Essen, 29/04/2018

Tulpenfelder, die sich im Winde wiegen – bunte Blumen, die ihre Kelche der Sonne entgegen recken – glückliche Menschen, die strahlend durch die erwachende Natur wandern und hüpfen ... All solche Bilder kommen in den Sinn, hört man den Titel von Essens neuem Ballettabend „Moving Coulours“. Armen Hakobyan und Denis Untila, seit Jahren Tänzer des Aalto Balletts, haben ihre Ideen über das Thema Bewegung und Farbe in eine gemeinsame abendfüllende Choreografie gepackt. Der Titel „Moving Colours“ könnte „Bewegte Farben“ bedeuten oder auch „Bewegende Farben“. Aber da klären auch die Überschriften zu den beiden Teilen „Wir sehen, was wir sehen wollen“ und „Finde deine Farbe!“ nicht auf. Entstanden ist ein vorwiegend düsteres, hochartifizielles Bühnenkunstwerk in kühler, moderner Ästhetik mit archaischem Flair.

Elektronikmusik-Experte Dirk Haubrich hat eigens einen minimalistischen Klangteppich aus lang gehaltenen oder kurz angeschlagenen Tönen in sparsamsten Klangfarben gewebt. Yoko Seyama zeichnet für die raffinierte Bühnengestaltung aus Projektionen und Videoclips verantwortlich. Die Kostüme entwarf Rosa Ana Chanzá Hernández als rituelle schwarze Roben und meist grau bis schwarzes Turnzeug. Am Lichtschalter waltet Tim Waclawek spartanisch. Da waren bei der Premiere zwischen den vielen auf und ab schwebenden, schwarzen Vorhängen kaum je die Gruppen in ihren langen Gewändern auszumachen. Ein Glück, wenn die Tanzfläche mal maigrün leuchtete oder gar auch für Minuten die virtuellen hufeisenförmigen Wände!

Vier schöne Bilder bleiben immerhin haften: Auf dem Vorhangvideo zu Beginn hebt sich ein bunt bemalter Mann aus dem Gewusel der Nackten und Silhouetten ab. In einer späteren Szene gleiten Männer und Frauen auf breiten bunten Bändern durch den halbdunklen Raum und schälen dabei einen grünen Kumpel, bis er ganz rot aussieht – und andere ihm die roten Bandagen vom Körper wickeln. Im zweiten Teil spiegelt sich eine Riege in bunt changierendem, fahrbaren Rahmen und sucht die bestpassende eigene Farbe. Am Schluss schließlich taucht einer aus hellblauen Wasserfluten an der sonnendurchfluteten Rampe auf, lange Stoffbahnen oder triefende Kleidungsstücke in gedeckten Farben hinter sich herziehend.

Insgesamt aber ist es für die Zuschauer ein eher ermüdender, mühseliger Theaterabend – trotz exzellenter, wiewohl wenig origineller Bewegungen sowohl der großen Gruppe als auch der drei Solistenpaare Carla Colonna und Liam Blair, Mariya Tyurina und Yehor Hordiyenko, Yuki Kishimoto und Davit Jeranyan. Was für eine verpasste Chance, die frische Farbenpracht des Frühlings tanzend zu feiern!

 

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