Deutscher Tanzpreis für Gert Weigelt
Anerkennung für Isabelle Schad und Jo Parkes
von Thomas Thorausch
Mehr Vielfalt war nie! Gleich vier neue Fachzeitschriften für Tanz bereicherten die Presselandschaft in den 1980er Jahren: das Ballett-Journal, 1981 begründet von Ulrich Steiner, ballett international, 1982 gegründet von Rolf Garske, tanz aktuell, 1986 von Johannes Odenthal initiiert und tanzdrama, 1987 von Hedwig Müller begründet. Maßgeblich geprägt hat diesen Aufschwung der Tanzenthusiast Rolf Garske (1952-1996). Neben einer Vielzahl von verlegerischen und tanzpolitischen Initiativen begründete er 1977 in Köln die Zeitschrift Ballett-Bühnen-Info, einen mit einfachsten Mitteln gestalteten Informationsdienst zum Thema Tanz und Ballett.
Kaum eine dieser Zeitschriften konnte es sich leisten, auf die Fotografien des in Köln ansässigen Fotografen und ehemaligen Tänzers Gert Weigelt zu verzichten. Nach dem Studium der Künstlerischen Fotografie an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln war er rasch zu einem der meistbeschäftigsten und wichtigsten deutschen Tanzfotografen geworden. Mit seinen fotografischen Impressionen der Arbeiten von Choreografen wie z.B. Pina Bausch, Susanne Linke, Reinhild Hoffmann und anderen trug er wesentlich zum publizistischen Durchbruch des deutschen Tanztheaters bei.
Und so lag es auf der Hand, dass Rolf Garske den Fotografen am 27. Januar 1990 in Köln traf, um ein Gespräch über die Kunst, Tanz zu fotografieren, zu führen. Aus der Aufzeichnung des Gesprächs auf einer „Audiocassette“ wurde ein 35 seitiges Typoskript, aus den Auszügen daraus wiederum ein Beitrag für eine spätere Ausgabe der Zeitschrift tanz international.
Entstanden ist auf diese Weise ein Text, der beim Lesen jenseits seines Informationsgehalts zur Lebenswirklichkeit eines Tanzfotografen auch die Qualität eines künstlerischen Manifests in seiner Zeit entfaltet und viele uns heute selbstverständlich erscheinende Eigenschaften des bildkünstlerischen Blicks auf Tanz auf das Anschaulichste verdeutlicht. Und – last but not least - in der Schilderung des Choreografen und Fotografen Hans van Manen die besondere und sehr persönliche Wertschätzung durch den Fotografen Gert Weigelt zum Ausdruck bringt: „Hans ist ein fantastischer Formalist, was nun wirklich kein Schimpfwort ist, er hat ein unglaubliches Gespür für das Formale, und er ist unglaublich ehrlich, das zeigt sich halt in seinen Arbeiten – ob das fotografisch ist, ob das choreografisch ist. Die sind von einem so knappen Gestaltungswillen geprägt… und ich denke, dass man von solchen Dingen nur lernen kann, Ich denke wirklich, dass ich eine Menge von Hans gelernt habe.“
29 Jahre nach diesem Gespräch ist von der editorischen und journalistischen Vielfalt jener Jahre lediglich das Magazin TANZ, Fachzeitschrift für Tanz, Ballett und Performance geblieben, das monatlich in Berlin erscheint. Und der Fotograf Gert Weigelt, der am 19. Oktober 2019 im Aalto Theater Essen für sein Schaffen mit dem Deutschen Tanzpreis geehrt wird.
Weitere Informationen unter: www.tanzarchive.de
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