Der Meistertänzer Claus Schulz vor der Staatsoper unter den Linden
Der Meistertänzer Claus Schulz vor der Staatsoper unter den Linden

Claus Schulz zum 85. Geburtstag

Geburtstag zweier Größen der Ballettwelt

Pick bloggt über den 1. Solisten, Choreografen und Ballettdirektor Claus Schulz. Außerdem hätte noch einer dieser Größen, Egon Bischoff, langjähriger Ballettdirektor der Deutschen Staatsoper, und bereits verstorben, seinen 85. Geburtstag gefeiert.

Berlin, 03/07/2019

Egon Bischoff und Claus Schulz haben in Berlin ihre Karriere gemacht zu einer Zeit, als fast nur klassisches Ballett auf unseren Bühnen stattfand. Egon wurde am 10. Juni 1934 in Gotha geboren und machte seine Ausbildung in Dresden bei Gret Palucca und ist schon vor längerer Zeit verstorben und auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu Berlin beigesetzt worden. Claus wurde am 21. Juni in Rostock geboren, machte seine Tanzausbildung an der Schule des Staatstheater Schwerin, wo er auch sein erstes Engagement antrat, aber schon bald an die Komische Oper in Berlin wechselte.

Egon bekam ein Stipendium an das herrliche Vaganowa-Institut in Leningrad, wo er übrigens in der gleichen Klasse wie Rudolf Nurejew lernte. Er teilte auch ein Zimmer mit ihm, was sicher nicht einfach war, er aber trotzdem seine Verehrung für diesen Ausnahmetänzer entwickelte. Sein erstes Engagement war dann die Staatsoper in Berlin und er wurde, wie es sich gehört, nach der Zeit im Corps de ballet zum Solisten trainiert. Das erste Mal, dass ich ihn sah, war der Danseur Noble im „Schwanensee“ mit der Ballerina Nora Mank, die seine Partnerin war. Dieses Paar war überirdisch für mich, so jung wie ich 1965 war. Ich sah sie während einer Tournee des Folkwangballetts, als uns Lilo Gruber, die Direktorin des Balletts, einlud zu einer Galaprobe im Ballettsaal der Staatsoper, wo wir am Abend nach unserer Vorstellung im Kasino/Kantine der Oper feierten.

Bei dieser Gelegenheit saß Claus neben mir, den ich damals noch nicht kannte. Er war sehr gesprächig und so konnte sich aus dieser Begegnung eine Freundschaft entwickeln, wie überhaupt auf dieser Tournee nicht nur in Berlin gute Verbindungen zustande kamen, obwohl die Stasimitarbeiter mit Sicherheit auf verschiedene Tische verteilt waren, was wir in Dresden deutlicher bemerkten. Ich bin später wieder in Berlin gewesen, um Claus in „Romeo und Julia“ zu sehen. Er war in der Rolle des Mercutio nicht zu überbieten oder als Narr im „Schwanensee“. Und bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch, dass er eine Fernsehshow machte und durchaus ein echter Star in der DDR war. Deshalb wurde es ihm allerdings besonders übelgenommen, als er (wie vor ihm Nurejew) 1972 bei einem Gastspiel des Staatsopernballett in Paris blieb, mit der Konsequenz, dass die Kompanie natürlich lange nicht ins Ausland durfte. Und noch wichtiger: er war zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Jahren Nachfolger von Lilo Gruber als Ballettdirektor und Choreograf der Deutschen Staatsoper.

Merkwürdigerweise kreuzten sich die Wege der beiden, an die ich hier versuche mich zu erinnern, denn die Position der Ballettdirektion war nun wieder frei und der Mann mit der edelsten Ausstrahlung, Egon Bischoff, wurde nun sein Nachfolger und blieb es für eine lange erfolgreiche Zeit. Claus hatte schon lange einen Lebenspartner im Westen und arbeitete mit ihm in seiner Firma, und ich begegnete ihm wieder mal durch Zufall, als wir Klaus Geitel zu Grabe trugen. Egon war noch einige Jahre nach der Wende Chef beim Friedrichstadt Palast und ich war sehr dankbar, als er mir den schönen Ballettsaal zur Verfügung stellte für das jährliche Vortanzen der ZAV, die damals noch Künstlervermittlung hieß.

PS: Bei uns im Westen erfuhr man auch ohne Mauer leider nicht, wie bekannt Nora Mank, die Primaballerina der Staatsoper Berlin, war und dass sie schon am 1. Dezember 2017 starb und in Schlieffenberg in der Nähe von Rostock beerdigt ist.

 

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