Die Welt zu Gast im Harz
Erste Ausgabe von Tanzart Ostwest in Sachsen-Anhalt gestartet
Von Susanne Ernst
Nirvana ist per definitionem das Ende des Leides, der Illusionen, des Wiedergeburtenkreislaufes. So weit gehen die Schweizer PerformerInnen nicht. „’Organic and natural product of Switzerland’ – keine Gefahr”, sichert uns Nadine Fuchs lächelnd zu, als sie ein Raumspray in dem kleinen Saal der Kettenfabrik Saarbrücken versprüht. Was für eine hinreißende Definition für ein ganz persönliches Stück Nirvana. 2018 von dem Schweizer Duo entwickelt, wird es neben drei weiteren Performances Teil der „Sélection suisse en Avignon 2019“ sein.
Auf ausverkauften Sitzkissenreihen harrt das Publikum geduldig aus, bis sich flackernde elektronische Kerzen, entspannte Nacktheit in Latex sowie Haarschöpfe in blond und schwarz, getürmt zu Turbanen, aufbauen. Der Sound kommt von Keyboard, Flöte, Gitarre und wird gesampelt. Obwohl clean und puristisch im Ansatz, wird das Kostüm durch die Präsenz seiner TrägerInnen sinnlich aufgeladen. Die erotischen Posen sind die Basis, die Kür ist deren Entlarvung, Entzauberung, Verfremdung. Das Stück lebt durch die intime Raumsituation. Wer sich nicht darauf einlässt, erlebt eine Serie an trivialen Posen.
Es ist das Erhaschen eines Augenblicks einer anderen Welt, ist Meditation, ein tiefer Atemzug, Ruhepol – Schmunzeln erlaubt. Die Odalisken und Kamasutra-Stellungen, die die Performance prägen, zeugen von technischer Meisterschaft und höchster Konzentration, die Ausführung erfolgt mit einer Selbstverständlichkeit, die einen überrumpelt, und derer man sich erst bewusst wird, als Fuchs ihren Partner Marco Delgado scheinbar banal direkt darauf anspricht: „Ça va?“ Die ZuschauerInnen lachen befreit auf, als hätten alle nur darauf gewartet.
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