Die Gala!
Ursula Kaufmanns Fotoblog zur Gala des Deutschen Tanzpreises 2024
Im Rahmen einer Pressekonferenz hat der Dachverband Tanz Deutschland heute die Preisträger des Deutschen Tanzpreise 2024 vorgestellt.
Für sein Lebenswerk geehrt wird der Tanzpädagoge und Choreograf Dieter Heitkamp. Die Jury betonte in ihrer Begründung Heitkamps Gesamtwerk und sein kraftvolles Arbeiten in vielen verschiedenen künstlerischen Bereichen. Für die Transformation und die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes in Deutschland war er prägend, nicht zuletzt durch seine Einführung der Technik der Kontakt-Improvisation in Deutschland. In seiner pädagogischen Arbeit an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, wo er die Tanzabteilung leitete, brachte er viele junge Talente auf den Weg.
Der eigenen Leidenschaft und Intuition folgen
Für diese Ehrung und Wertschätzung zeigte sich Dieter Heitkamp dankbar und resumierte, dass auch durch sein Mitwirken heute Tänzer*innen nicht mehr repräsentieren würden, sondern einfach seien, im Moment. Jüngeren Künstler*innen empfiehlt er, der eigenen Leidenschaft und Intuition zu folgen und vor allem Allianzen zu schmieden, Gleichgesinnte zu finden, weil dies nicht zuletzt auch hilfreich sei, gegenüber der Politik mit einer entsprechenden Stimme auftreten zu können.
Der Preis für herausragende Entwicklung im Tanz geht in diesem Jahr an das Netzwerk explore dance, dessen Mitglieder unter Förderung des Bundes und der Länder seit fast sechs Jahren künstlerische Produktionen, meist Pop-ups, für junges Publikum entwickeln und Bildungsarbeit betreiben. Diese Vermittlungsprojekte sollen eine Leerstelle im Kulturangebot für Kinder und Jugendliche schließen. Durch die Möglichkeit, bundesweit zu touren, werden damit Erlebnisräume geschaffen, die sich aktiv auf das Publikum zu bewegen.
Eine Leerstelle im kulturellen Angebot
Dazu erläuterte Kerstin Evert, Leiterin K3 in Hamburg, dass es viel Arbeit gekostet habe, das Thema zu bewegen. Eine dauerhafte Etablierung des Angebots von Tanzproduktionen für ein jüngeres Publikum sei noch immer nicht etabliert und nach wie vor gelte es, in diesem Bereich Berührungsängste abzubauen, so Evert.
Nach wie vor befindet sich explore dance in der Projektförderung. Deshalb mahnte Evert auch an, dass an dieser Stelle auch auf Bundesebene Kontinuität geschaffen werden müsse. Dazu ergänzte Sven Till (fabrik Potsdam), dass explore dance in vielen Fällen Erstangebote schaffe und damit erstmalige Berührungsmomente für junge Menschen mit dem Tanz schaffen würde. Das Netzwerk erscheint ihm dabei genau das, was Heitkamp die nötigen Allianzen nannte.
Von internationaler Strahlkraft sprach die Jury während der Pressekonferenz mit Blick auf den „Hauptpreis“. Der Deutsche Tanzpreis geht in diesem Jahr an Sasha Waltz, die, so die Jury weiter, über die Jahre hinweg ihre individuelle Handschrift und künstlerische Ästhetik beständig weiterentwickelt habe. Vor allem in ihrer Auseinandersetzung mit der Oper, die schließlich zum Konzept der choreografischen Oper führte, zeigt sich ihre Experimentierfreudigkeit, die ihrerseits auch andere Kunstgattungen beeinflusst hat.
Die Grenzen des Möglichen ausloten
Dem entsprechend verwies Sasha Waltz darauf, wie wichtig es ihr sei, immer wieder neue Formen des Ausdrucks zu entdecken, Grenzen des Möglichen auszuloten und in neue, teils selbst geschaffene Räume auszubrechen. Das Thema der Unterstützung junger Künstler*innen ist ihr den eigenen Worten zufolge im Verlauf der Jahre dabei immer wichtiger geworden.
Dafür allerdings braucht es für diese Kunstform, so Sasha Waltz weiter, eine gleichberechtigte Position des Tanzes gegenüber den andern darstellenden Künsten. Mangelhafte Strukturen ließen keine Kontinuität zu, sodass viele Künstler keine eigene Sprache entwickeln könnten.
Sie sei beständig darum bemüht, alle an den bestehen Strukturen Teil haben zu lassen. In diesem Zusammenhang verwies sie auch auf die Bedeutung des Netzwerkes explore dance und die damit verbundene Wichtigkeit des Erschließens eines neuen Publikums. In ihren Augen gibt man damit jungen Menschen auch etwas fürs Leben.
Die Bildungsarbeit nicht zuletzt ist es also immer stärker, die nicht nur für Sasha Waltz sondern ganz generell (auch) im Tanz immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Wirken in die Gesellschaft hinein und das Einbinden aller in gesellschaftliche Prozesse und Diskurs, wird den Tanz auch weiterhin beschäftigen.
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