„SAABA“ von Sharon Eyal

Verträumte Lebendigkeit

Sharon Eyals „Saaba“ und „Minus 16“ von Ohad Naharin beim Staatsballett Berlin

Mit „Saaba“ hat Sharon Eyal ein ruhigeres Stück als man es von ihr gewohnt ist, kreiert. Im Gegensatz dazu steht „Minus 16“ von Ohad Naharin, der die Tanzlust der beeindruckenden Tänzer*innen des Staatsballett Berlin anfeuert.

Berlin, 27/10/2024

Kleine Schritte auf hoher halber Spitze – eines der Markenzeichen der israelischen Choreografin Sharon Eyal – dominieren auch „Saaba“. Entstanden 2021 für die GöteborgsOperans Danskompani ist es mittlerweile das vierte Werk von Eyal, das ins Repertoire des Staatsballett Berlin übernommen wurde. Auch hier wieder die choreografische Mitarbeit von Gai Behar, hautfarbene Trikots, entworfen von Diors Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri sowie die Musik von Ori Lichtik. Und doch ist das Stück etwas anders geworden, als man es gewohnt ist. Die Musik dominieren keine harten Technobeats sondern sie wirkt fast sanft. Die Tänzer*innen scheinen verletzlicher zu sein, träumerischer wirkt die Choreografie. Dadurch entwickelt sich allerdings auch nicht diese Sogwirkung, die man von Eyals Stücken gewohnt ist.

Auf der halbdunklen Bühne – Lichtregie von Alon Cohen – beginnt ein einzelner Tänzer. Erst mit der Zeit kommen weitere Tänzer*innen hinzu, und es formiert sich eine Gruppe von dicht aneinandergedrängten Personen, die vollkommen synchron die Bewegungen ausführen. Immer wenn der choreografische Schwerpunkt auf der Gruppe liegt, darf nur selten jemand aus dieser Einheit ausbrechen. Im Vordergrund steht die anonyme, sich unisono bewegende Masse, die Eyals Stil perfekt beherrschen. Dazwischen aber auch wieder einzelne kurze Soli, in denen die Darsteller*innen ohne den Rückhalt der Gruppe verträumt aber auch einsam wirken. Diese Gegensätze bewirken eine interessante Spannung. Im Kopf bleiben einzelne Bewegungsmuster, die öfters wiederholt werden, und die Momente wenn sich die Tänzer*innen mit gekreuzten Händen an den Hals fassen. 

Nach der Pause, eigentlich schon in ebendieser beginnend – beeindruckend wie sich hier Lewis Turner verausgabt –, Ohad Naharins „Minus 16“. 1999 für die Juniorkompanie des Nederlands Dans Theaters entstanden, ist es mittlerweile im Repertoire unzähliger Kompanien. Hier dominieren Lebenslust und – unter Mitwirkung einzelner Zuschauer*innen – die Lust am Tanzen. Man sieht, wie die Tänzer*innen Spaß an diesem Stück haben. Allerdings erkennt man auch so manche Inspirationsquelle Eyals, die lange Zeit unter Naharin in der israelischen Batsheva Dance Company engagiert gewesen ist.

Naharin ist die perfekte Mischung von energetischen und ruhigen Momenten sowie einigen Überraschungen gelungen und man kann den Erfolg dieses Stückes absolut nachvollziehen. Seinen Stil haben sich die Berliner Balletttänzer*innen perfekt angeeignet und man sieht, wie wichtig eine gute Einstudierung ist, in der nicht nur Bewegung vermittelt wird, sondern auch die Hintergründe derselben. Dieser gut zusammengestellte Abend begeistert das Premierenpublikum und wird vollkommen zu Recht für volles Haus sorgen.

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