Duccio Tariello erhält Preis
Der Förderpreis 2024 des Freundeskreis Wiener Staatsballett geht an den Halbsolisten
Ohne Shakespeare wäre die Welt ärmer. Aber auch er hatte schwächere Ideen. Etwa für sein „Wintermärchen“, in dem der Meister vor allem von „toxischer Männlichkeit“ erzählt. Ein Begriff, der wohl 2014, als Choreograf Christopher Wheeldon mit dem dreiaktigen Blockbuster „The Winter’s Tale“ für das Royal Ballet in Covent Garden Premiere hatte, noch nicht den aktuellen Stellenwert hatte. Auch die „#MeToo“-Bewegung entstand danach.
Wheeldon bleibt aber, aus seiner Sicht verständlich, bei jener Fassung, die ihm seither Zuspruch bringt von Häusern, die viele Zuschauer-Plätze verkaufen müssen. Zwei Könige liegen einander in den Haaren wegen Hermione, der Gemahlin des Leontes, König von Sizilien, die angeblich schwanger ist von Polixenes, König von Böhmen. Daraus ergeben sich Zerwürfnisse, die zur Verdammnis des Neugeborenen führen. 16 Jahre später ist dieses als Mädchen Perdita von einem Schäfer in Fantasie-Böhmen am Meer herangezogene Wesen Begehr des Königsohnes. Dieser wird nun samt Freundin vom Vater, Leontes Ex-Freund, wegen seiner unwürdigen Liebschaft verdammt. Das Paar flieht nach Sizilien. Große Aufklärung und Versöhnung.
Der Begriff Handlungsballett heißt für Wheeldon offenbar vor allem für breite Unterhaltung sorgen zu wollen. Dramaturgisch, auch ästhetisch (abgesehen von digitalen Projektionen) geht er nach alter Rezeptur vor: Prolog und drei Akte, herrschaftliches Schaugepränge in rasch wechselnder Szenerie (Ausstattung von Bob Crowley), viel gespieltes Drama für die Hauptfiguren, Fülltänze für das Ensemble. Daran ist nichts Überraschendes. Im Gegenteil: Wie altbekannte Versatzstücke muten die Szenen immer wieder an, die von einem Vorteil profitieren – sie werden vom Rausch der filmartigen hochdramatischen symphonischen Musik mit viel Wind von Joby Talbot gezogen und vorangetrieben. Im Wiener Ensemble sind Brendan Saye und Hyo-Jung Kang als Leontes und Hermione zu sehen, Ketevan Papava als Erste Hofdame, Ioanna Avraam als Perdita und Davide Dato als Florizel. Am Pult stand Christoph Koncz.
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