„Mond“

Florentina Holzinger in ihrer ersten Kinorolle

Die ehemalige Kampfsportlerin Sarah soll drei Schwestern einer reichen Familie in Jordanien trainieren. Das Haus aber entpuppt sich als eine Art goldener Käfig. Kein Geringerer als Ulrich Seidl hat als Produzent seine Finger in diesem Thriller.

Da haben sich aber einige bizarre Österreicher zusammengetan: Die wilde Tänzerin und Choreografin Florentina Holzinger als Schauspielerin und Ulrich Seidl, der radikale Regisseur und jetzige Produzent des Filmes. Holzinger schockte vor kurzem die braven Stuttgarter Ballettgänger mit ihrer Inszenierung „Sancta“ auf, Seidl ist der Filmemacher mit den „schmutzigen Socken des Kinos“, wie sein Kollege Michael Haneke einst wohlwollend (!) befand. Mit „Mond“ präsentiert die junge österreichisch-kurdische Regisseurin Kurdwin Ayub ihren zweiten Spielfilm.

Darin gibt Holzinger als Sarah eine angeschlagene Material-Art-Kämpferin, der ein Job in Jordanien angeboten wird. Dieses Projekt kommt ihr gerade recht, denn durch eine blutige Niederlage ist ihre Karriere als aktive Kämpferin am Ende. Dort im Nahen Osten soll sie drei jungen Töchtern einer steinreichen arabischen Familie Kampfkunst lehren. Die Mädchen sind extrem zickig und verzogen und nicht gerade von ihrer Coachin begeistert, die mit harten Fitnessübungen einsteigt. Bisher haben sie bereits allerlei Trainerinnen verschlissen. In der riesigen Villa geschehen unheimliche Dinge, mal ruft jemand leise um Hilfe, mal entdeckt Sarah ein Krankenzimmer, das auf sie wie eine Folterkammer wirkt. Die Mädchen sind von der Außenwelt abgeschlossen, WLAN gibt es nicht. Man bangt mit Sarah und fürchtet um Sarah, die allzu neugierig unbedingt das Geheimnis des unheimlichen Hauses lüften will.

Mehr möchten wir hier von der spannenden Filmhandlung nicht verraten, die zwischen vagen Horrorelementen und Barbiekitsch changiert. „Alles kann Tanz sein“, sagte Pina Bausch einst und so „tanzt“ Holzinger nun durch Jordanien. Denn absolute Fitness ist für Kampfkünstlerinnen genauso wichtig wie für Tänzerinnen. Und in ihrem Training mit den jungen Mädchen legt sie – genauso wie im Tanz – großen Wert auf Körperkontrolle, Balance, Timing und präzise Bewegungsabläufe. Wer einmal einen anspruchsvollen Kung-Fu-Film gesehen hat, sagen wir „The Grandmaster“ von Wong Kar-wai (Berlinale 2023), der weiß, dass die asiatischen Material-Art-Kämpfe wie artifizielle Tänze anmuten können.

Seidl'sche Hyperrealistik

Also kein Wunder, dass Florentina Holzinger von der jungen Regisseurin Kurdwin Ayub für die Hauptrolle gewählt wurde. Der ganze Film wird von ihr getragen, sie ist in jeder Szene großartig präsent. Erzählt wird die Geschichte mit langen Einstellungen und recht einfachen Bildern, keine Kameraschwenks oder Nahaufnahmen. Es ist die seidl‘sche hyperrealistische Art des Filmemachens – aber immer wieder wird es unheimlich. Böse Dinge geschehen, man könnte manch düstere Szenen für Alpträume halten. Letztlich jedoch passieren alle Dinge auf der Leinwand real!

Der Film schaut nicht hinter seine Ereignisse, wir erfahren nur was wir sehen und dadurch bleibt am Ende vieles offen. So kommt man letztlich aus dem Kino und hat eine Menge Fragen im Kopf – wie nach einer eigenen Choreografie der Protagonistin Holzinger. 

„Mond“ ist kein cineastischer Meilenstein der Filmgeschichte, aber spannende und engagierte Unterhaltung. Und es ist großartig Holzinger – fast möchte man sagen: – mal angekleidet und privat zu erleben. Sogar sie meinte dazu im Interview, „dass es sich für mich so anfühlt als würden mir die Sachen in Wirklichkeit passieren.“ Auf die Frage, warum sie in dem Film mitgespielt habe, erklärte sie: „Für mich war es ein Abenteuerurlaub und ich hatte das Gefühl, überhaupt keine Arbeit geleistet zu haben. (...) Es war jedenfalls etwas Anderes, verglichen mit dem, was ich normalerweise mache. Was mich speziell daran interessiert hat war, dass ich nicht selber für alles verantwortlich bin.“

„Mond“ startet am 27. März 2025 bundesweit in den Kinos.

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