John Neumeiers „Illusionen wie Schwanensee“ neu auf DVD

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Stuttgart, 16/07/2002

Modellfall einer zeitgenössischen Ballettklassikerinszenierung: das war John Neumeiers „Illusionen wie Schwanensee“ bei seiner Premiere in Hamburg 1976 – das ist sie 25 Jahre lang bis auf den heutigen Tag geblieben. Und jetzt neu bestätigt worden in der DVD Produktion aus dem Vorjahr bei EMI CLASSICS auf Videoworks 7243 4 92717 9 1 - mit 171 Minuten Spieldauer.

Die Besetzung: Jiří Bubeníček als König, Carsten Jung als Der Mann im Schatten, Elizabeth Loscavio als Prinzessin Natalia, Lloyd Riggins als Prinz Leopold, Anna Grabka als Königinmutter, Alexandre Riabko als Graf Alexander, Anna Polikarpova als Odette ... Das Hamburger Ballett mit so ziemlich allen Top-Solisten und dem exquisiten Corps de ballet. Neumeier selbst hat Regie geführt und kommentiert anschließend sein mit Jürgen Rose erarbeitetes dramaturgisches und choreografisches Konzept – die komplexen Zusammenhänge der St. Petersburger Originalvorlage von 1877, der Biografien von König Ludwig II. und Tschaikowsky, seiner poetischen Vision und der historischen Bezüge zum Schlossbau von Neuschwanstein, den Privatvorstellungen vor dem König und dem Maskenball (die einzige Episode, die durch ihre knalligen Kostümfarben und die Divertissementseinlagen mit den Clowns und der Schmetterlingspantomime den Rahmen sprengt).

Es spielt das Hamburger Sinfonieorchester unter der Leitung von Vello Pahn. Noch besser als auf der Bühne gelingen die Übergänge von der (vermeintlichen) Wirklichkeit und den Erinnerungsrückblenden – man ist sich durchaus bewusst, wie Neumeier selbst mit Rücksicht auf die Musikdramaturgie seiner Inszenierung Regie geführt hat. Wie gesagt: der Glücksfall einer Theaterproduktion in ihrer Metamorphose für das DVD-Medium. Unzulänglich leider auch hier wieder das Informationsangebot im Begleitheft: eine überflüssige Handlungsangabe – wichtiger gewesen wäre ein Besetzungsverzeichnis der einzelnen Rollen (natürlich kann man es im Menu abrufen, aber man will es natürlich während des Handlungsablaufs verfügbar haben).

Die Crux so gut wie aller DVD-Produktionen sind die dürftigen Textbeilagen. Da war der Übergang von den oft bibliografisch aufgemachten Textheften der LP-Aufnahmen zu den Miniformaten der CD-Produktionen schon verdrießlich genug, aber die nochmalige Reduzierung der Informationen und des Schriftgrads für das DVD-Format ist ein Ärgernis ersten Ranges.

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