Mit dem Herzen voraus
Neue Besetzungen in John Neumeiers „Kameliendame“
Eine Initiative von Maria Eichwald und Oleg Makhov
Sternstunden des klassischen und modernen Balletts waren angekündigt, und das Programm im Prinzregententheater hielt, was es versprach. Oleg Makhov, ehemaliger Tänzer des Bayerischen Staatsballetts, nutzte die Gunst der Stunde, dass es in München seit zwei Jahren keine große Ballett-Gala zu sehen gab. Er gewann sechs Solisten seiner früheren Kompanie und acht internationale Gäste für eine lediglich symbolische Gage und führte zu gleichen Bedingungen ein großes Orchester unter der Leitung von Valery Ovsianikov zusammen. Als Pianistin wirkte Dascha Lenek mit. Makhov bekam die Rechte der Choreografen gratis und mobilisierte die Unterstützung des Bayerischen Staatsballetts für Musikrechte und Kostüme sowie der Bayerischen Staatsoper, die das Notenmaterial stellte. Das Staatstheater am Gärtnerplatz öffnete sein Haus für Proben, und Münchens OB Christian Ude übernahm die Schirmherrschaft. In einem Wort: Bewundernswert zog Makhov alle Fäden, die für den reibungslosen Ablauf eines solchen Abends gezogen werden müssen.
Die ursprüngliche Initiative zu dieser Gala ging von seiner Lebensgefährtin Maria Eichwald aus: „Was soll das mit fünf Euro“, hatte sie gesagt, als ein Spendenaufruf der Deutschen Krebshilfe ins Haus geflattert war, „Können wir da nicht etwas Größeres machen?“ Und sie selbst nahm, was gleichzeitig als Abschiedsgeschenk an ihr Münchner Publikum gedacht war, mit vier Auftritten als Tänzerin die Hauptlast auf sich. Beifall brandete auf, als sie auftrat, um an der Seite von Alen Bottaini den Abend mit „Diana und Aktaion“ zu eröffnen. Dass Eichwald sich den Rang eines Stars erobert hat, manifestierten die Zuschauer noch nie so deutlich wie jetzt, da alle ihren bevorstehenden Wechsel nach Stuttgart bedauern.
Die Gala zeigte auch, warum: Sie kann mit Bottaini, mit dem sie außerdem einen Pas de deux aus Neumeiers „Kameliendame“ tanzte, in dem beide wie aus dem Nichts einen Sturm der Leidenschaft entfachten, und mit dem frischgebackenen Benois-Preisträger Lukas Slavický, der in Viktor Gsovskys „Grand Pas Classique“ und der traditionellen „Grande Taratelle“ ihr Partner war, gleich zwei Traumpaare bilden. Denn sie meistert alle Stile mit einem Überschuss an technischer Sicherheit, so dass sie selbst Höchstschwierigkeiten mit einer narrativen Linie und persönlichem Charme präsentiert. Dagegen fielen die anderen klassischen Stücke ab, z. B. der „Le Corsaire“-Pas de deux mit Barbora Kohouková und Stanislav Feco aus Prag. Auch „Giselle“ und „Nussknacker“ waren nicht gerade Reißer, doch musste man Larisa Lezhnina und Tamas Nagy dankbar sein, dass sie sich in Rekordzeit auf diese Standards verständigten, nachdem Wjatscheslaw Samodurow, der ursprünglich als Partner für die St. Petersburger Ballerina vorgesehen war, sich kurzfristig verletzt hatte. Der ehemalige Münchner Publikumsliebling Luca Masala, jetzt in Toulouse, brachte mit seiner Partnerin Maria Gutierrez und zwei Stücken von Jean-Christoph Blavier und Ben van Cauvenbergh interessante Farben in den Abend. Beide fanden aus der kantabel getanzten, immer wieder gebrochenen Form zur messerscharfen Coolheit im modernen Spitzentanz. Hochintelligent und spannend tanzten Beate Vollack und Norbert Graf in „Déjà vu“ von Hans van Manen. Weitere choreografische und tänzerische Höhepunkte präsentierten Graf und Udo Kersten in „Intuition Blast“ von Ralf Jaroschinski sowie Yael Schnell und Jesper Thirup Hansen in „Passomezzo“ von Ohad Naharin und vor allem Bottaini mit seinem „Le Bourgeois“ von Ben van Cauwenbergh.
Makhov hat eine glückliche Mischung gefunden, aber die Eintrittspreise so gestaltet, dass manche der leidenschaftlichsten Fans verzichten mussten. Sein eigener Idealismus und die Hoffnung, dass die Leute für den guten Zweck mehr als üblich ausgeben würden, hat ihn dazu verleitet. So blieben einige Reihen leer. Dank der guten Zusammenarbeit mit Dr. Reinhold A. Kudielka, der Geschäftsführer der Firma ribosepharm in München und ehrenamtliches Mitglied im Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft ist, und dessen Assistentin Ingrid Zimmermann war das Unternehmen aber durch Sponsoren so gut abgesichert, dass für drei Münchner Krankenhäuser mit Pädiatrischen Onkologischen Stationen etwas übrigblieb. Diese Einrichtungen und die Deutsche Krebsgesellschaft sind durch Makhovs Gala mit hohem Imagegewinn ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt worden.
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments