„Erste Schritte“

Nachwuchstänzerinnen und -tänzer in der Hamburger Staatsoper

Hamburg, 30/06/2004

Bis in den letzten Winkel füllen die Nachwuchstänzerinnen und –tänzer beim Finale der Aufführung „Erste Schritte“ die Bühne der Hamburger Staatsoper: Zu den Eleven der Ballettschule des Hamburg Balletts gesellen sich als Gäste die Großen der École de Danse der Pariser Oper und der National Ballet School Toronto. Das Publikum im ausverkauften Haus applaudiert ausgiebig und enthusiastisch.

Im knapp dreistündigen (mit Pause), exakt einstudierten Programm bei den Hamburger Ballett-Tagen präsentieren sich die acht Jahrgänge der Ballettschule: Von einfach bis virtuos reicht die Spannweite. Dabei schälen sich besonders die Männer der zwei Abschlussklassen heraus, die fast durchwegs mehr Bühnenpräsenz, mehr explosive Tanzlust zeigen als die Frauen. Allerdings neigen sie dazu, ihre Fußarbeit zu vernachlässigen, während den Frauen die beseelten Ports de bras nicht recht gelingen wollen.
Klassisches Ballett beherrscht den Ablauf, selbst bei den drei Choreographien, die John Neumeier in seiner Ansage als „moderne Abteilung“ bezeichnet. Da driftet nichts ins Radikale aktueller Entwicklungen ab, keine Rede von Tanztheater, gleich welcher Couleur – das ist weit, weit weg. Auch die Folklore-/Nationaltänze „Wanderung durch Italien, Ukraine und Russland“ sind klassisch unterfüttert. Ob diese einseitige Ausrichtung nicht angesichts der Lage auf dem mehr und mehr schrumpfenden „Klassik-Tanzmarkt“ die Chancen der Absolventen entscheidend schmälert, Arbeit zu finden, ist die Frage.

Auf der anderen Seite scheinen fast alle Hamburger Ballettschüler technisch gut gerüstet zu sein, behaupten sie sich gegenüber ihren Kollegen aus Paris und Toronto – zu sehen bei gemeinsamen Auftritten in Neumeiers „Yondering“, in dem er geschickt fast alle Register vom Pas de trois bis zum Ensembletanz zieht. Wieweit der Weg gehen kann, demonstriert Yohan Stegli beim Pas de deux aus „A Cinderella Story“(mit Katja Wünsche): feine Fußarbeit, Pirouetten mit hohem Passé, beispielhaft platzierte Sprünge und schöne Phrasierung. Der ehemalige Schüler der Ballettschule ist heute Mitglied des Hamburger Balletts, gewann den ersten Preis beim „8. Eurovisions Wettbewerb für Junge Tänzer" 1999. Dahin streben wohl alle, wenige werden es erreichen.

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