Einblick in eine Künstlerseele
„Labyrinth der Träume“ von Yaroslav Ivanenko – ein tänzerisches Portrait des surrealistischen Malers Salvador Dalí
In Hitzacker tanzt Heather Jurgensen eine Choreographie ihres Freundes Yaroslav Ivanenko
Tanz zu Musik für Streichquartett - wahrlich keine ungewöhnliche Kombination, jedoch neu für die Sommerlichen Musiktage in Hitzacker (Elbe). Unter der Rubrik Grenzgänge - in den zwei weiteren werden Literatur und Film zu Quartettwerken gefügt - lief die Produktion mit Sibelius‘ „Voces Intimae“ d-Moll (op.56, 1909), zu der in der Vorankündigung Jiri (auch Choreograf) und Otto Bubenicek, Solisten in Neumeiers Hamburger Ensemble, dazu Marie-Agnès Gillot, Solistin der Pariser Oper, als Tänzer/innen aufgeführt waren: ein exquisites Trio, dass gewiss eine Reise ins Elbestädtchen wert ist. Auf der Bühne des Konzertsaals im Kurzentrum erschien allerdings ein Quartett mit Solistin Heather Jurgensen an der Spitze sowie Anja Behrend, Emil Faskhoutdinov und Yaroslav Ivanenko (alle vom Hamburg Ballett), ohne dass dieser Wechsel dem Publikum vor Vorstellungsbeginn mitgeteilt oder erläutert wurde. Jiri Bubenicek hatte wegen einer Japan-Verpflichtung abgesagt und Ivanenko als Choreograph-Ersatz benannt.
Berührend, ohne einen Hauch von Sentimentalität, mit vitaler Klarheit interpretierte das rein weibliche Vertavo-Quartett aus Norwegen Sibelius‘ Bekenntniswerk, lotete dessen dunkle Farben aus. Ivanenko nahm anscheinend nichts davon wahr, „verkaufte“ den ersten Satz als spaßiges Intermezzo, bei dem ein Paar neckische Liebesspielchen trieben. Behrend und Faskhoutdinov mühten sich frisch, aber vergeblich, den Ablauf aus der Beliebigkeit der Bewegungen zu retten. Den zweiten und vierten Satz ließ Ivanenko aus. Den dritten, das ausladende Adagio di molto, nutzte der muskulöse Ivanenko - sein Figur gemahnt eher an einen Boxer als an einen Tänzer - als Tonfolie für nicht enden wollende Stemm- und Hebeorgien mit seiner Partnerin Jurgensen, die herumgeschwungen wurde, dass einem Hören und Sehen verging. Ihr blieb nichts als der hektische Vollzug.
Schließlich versammelte er alle Vier und absolvierte völlig unmotiviert fünf Gruppenposen, ließ den Satz mit zwei weiteren Posen enden. Gänzlich neben die Musikvorlage setzte Ivanenko auch den Finalsatz. Unbedarft reihte er eine leer laufende Sequenz an die andere, als fürchte er Ruhepunkte wie der Teufel das Weihwasser. Sie rede nicht in seine Choreographien rein, bekannte Jurgensen in einem Gespräch über Ivanenko mit dem Hamburger Abendblatt. Hätte sie es doch getan!
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