Luftgitarre und Ping-Pong

Pierre Droulers' „Inouï“ bei der Tanzwerkstatt Europa

München, 13/08/2006

Oh, Grotowski, oh, Nadj, oh, alle Heiligen des armen und magischen Objekt-Krabbel-Theaters, hier seid Ihr versammelt! Ein Tisch mit Flaschen und Gläsern, eine Rutsche, mehrere Plattformen und verschiebbare Stellwände, eine hoch aufragende Glasscheibe, Ständer mit bunten Kleidern und dazwischen kauernd, liegend, kriechend, driftend, gehend die sieben Tänzerinnen und Tänzer, für die und mit denen Pierre Droulers sein Stück „Inouï“ geschaffen hat. „Unerhört“, „beispiellos“ heißt das, und der Choreograf, Kodirektor von Charleroi/Danses, dem choreografischen Zentrum der französischen Gemeinschaft Belgiens, möchte uns damit in die Grenzbereiche des Bewusstseins führen, die Aufmerksamkeit schärfen für das Außergewöhnliche im Alltäglichen. So steht es im Programm.

Auf der Bühne zerfällt alles in Klein- und Kleinstaktionen, die mal besser, öfter schlechter miteinander verknüpft sind. Stillstellungen in Tableaux um den Tisch mit intensiven Blicken ins Publikum, eine Frau in drei Verkleidungen, eine Diskotänzerin im Paillettentop, drei Halbnackte, die durch Wände immer neu eingehegt werden, ein Luftgitarrist, zwei Ping-Pong-Spieler. „Licht an“, „Licht aus“, Scheinwerfer, die umhergetragen werden; einer, der tatsächlich rutscht. Kauern, Liegen, Kriechen, Driften, Gehen. Dazu elektronisches Gezirpe und zweimal derselbe hochemotionale Song mit der reflexiven Zeile „Time is but a memory“, der den Schluss etwas zusammenhält, bevor alles ganz versandet.

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