Pierre Droulers: „De l'air et du vent“

Pierre Droulers: „De l'air et du vent“

Lehrstunde in Entschleunigung

Auftakt der Tanzwerkstatt Europa mit Pierre Droulers

München, 05/08/2011

Proppenvolle Muffathalle beim Start der Münchner Tanzwerkstatt Europa (TWE) – Walter Heuns zusammen mit der Stadt veranstaltete Körper-intensive Tanzreihe (den Begriff „Festival“ lehnt er ab) hält allen Finanz- und sonstigen Krisen stand. Zum jetzt 20. Geburtstag der TWE, bestückt wieder mit einem international hochkarätig besetzten Workshop-Programm und (bis 12. 8.) acht zeitgenössischen Abenden, durfte es zum Auftakt ein bisschen nostalgisch sein: der Belgier Pierre Droulers, bereits zweimal TWE-Gast, zeigte sein Stück „De l' air et du vent“, zu deutsch „Von Luft und Wind“, von 1996.

Bei all den auch schon nicht mehr ganz neuen, sich angestrengt intellektuell verschraubenden Ansätzen zwischen Konzept-Tanz und Meta-Tanztheater ist dieser Blick zurück in die Zeiten des jungfräulichen Bewegungs-Suchen und -Findens direkt wohltuend. Droulers gehört, in einer Reihe mit seinen Landsleuten Anne Teresa de Keersmaeker und Michèle Anne de May, zu jener Garde europäischer Tanzschöpfer, die in den 80er Jahren begierig den frei aus Hüfte und Schulter geschlenkerten Tanz der großen US-Postmodernen Trisha Brown aufsogen. Auch Browns Idee der gewaltlosen Sorgfalt gegenüber dem Körper, des Tanzens aus einer Entspannung, aus dem Atem heraus. Genau das wird hier verhandelt, wenn zu Naturgeräuschen von Philippe Cam und streicherbetonten Musiken (Kurtág, Berio, Rameau) fünf exzellente Tänzer wie sturmgepeischt hin- und hergetrieben, wie tänzelndes Laub zu Boden geweht werden. Wenn sie zwischen luftgefüllten Säcken mit kinderfröhlichem Hüpfen, Kreiseln und spielerischen Körper-Kontakten die absolute Freiheit der Bewegung feiern. Für unseren forthastenden Lebensrhythmus tun sie' s zu lang – geben uns andererseits eine Lehrstunde in Entschleunigung.

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