Kurz angefragt!

Natali Colette Kurth im Gespräch mit Stephan Thoss, ab Spielzeit 2007/2008 Ballettdirektor am Staatstheater Wiesbaden

Wiesbaden, 12/09/2006

Natali Colette Kurth: Was waren ihre Beweggründe von Hannover nach Wiesbaden zu wechseln? 

Stephan Thoss: Es gab einen Intendantenwechsel in Hannover, wo es keine gemeinsamen Visionen gab zwischen mir und dem neuen Intendanten, so dass es von mir aus zu keinem Interesse kam, die Arbeit dort fortzusetzen. Herr Beilharz hatte mich telefonisch erreicht. Er hat in Essen meine „Schwanensee“-Produktion gesehen, er war sehr angetan und wir sind dann Stück für Stück warm geworden sozusagen.

Worin liegt für Sie der Reiz an der Arbeit am Staatstheater Wiesbaden? 

Hauptbeweggrund ist, dass es eine Stadt ist, in der sehr viel Tanz existiert. Dass es sehr viel Aktivitäten gibt im Zusammenhang mit den Hochschulen. Und die Größe des Ensembles und natürlich das begeisterte Publikum für den Tanz, das existiert da.

Was erwartet das Publikum hier in Wiesbaden, wird es noch klassische Ballette zu sehen geben? 

Das ist eine Fortsetzung, man kann sagen, es ist ein zeitgemäßer Mix aus dem klassischen und dem modernen Bereich. Das erste Projekt ist eine Tanzgala, die verschiedene Stücke hat, so dass man einen Einblick bekommt in diesen Stil. Handlungsballette werde ich auch in Zukunft in Wiesbaden anbieten, es ist jetzt aber nicht unbedingt mein Steckenpferd. 

Auf welche Vorbilder greifen Sie in Ihrer Arbeit zurück? 

Spontan, natürlich Kilian, die Bewegungssprache fasziniert mich unbeschreiblich, gerade seine Arbeit in den surrealen Stücken. Er hat ja immer weniger Handlungsballette gemacht. Da ist mehr Mats Ek mein Vorbild. Die Bewegungssprache in der Ablesbarkeit, sie ist greifbarer, Kilian ist fantastisch mit Poesie. Aber ich merke, dass beide Vorbilder in meine Arbeit einfließen.

Haben Sie eine Vision? 

Der totale Tanz! Ich gehe davon aus, dass es eine Körpersprache gibt, die verschlüsselt ist, die existiert. Wir brauchen eigentlich keinen Hintergedanken, keinen dramaturgischen Impuls, wir brauchen auch nicht die vorausschauende Vision, dass das Stück so und so sein muss. 

Ihr größtes Ziel für die Zukunft in Wiesbaden? 

Das Ziel ist grundsätzlich, die Leute für den Tanz zu begeistern. Mir geht es nicht darum, Handlungsballette ganz neu zu präsentieren, wichtig ist, dass wir ein Publikum faszinieren. So eine magische Ausstrahlung. Das wäre das Wichtigste. Dass man sagt, das muss man gesehen haben. Wie eine Epidemie zu wirken, das wäre das Idealste.

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