Die Lustigkeit ist ein Problem

„It“s not funny“ von Meg Stuart bei den Salzburger Festspielen

Salzburg, 23/08/2006

Die Lustigkeit ist ein rechtes Problem und deckt, wenn sie zwanghaft erzeugt werden muss, die Verzweiflung der Leute auf. Da mag nicht nur Hilflosigkeit, sondern sogar Trostlosigkeit aufkommen.

Mit Formen des gewollt und ungewollt Komischen befasst sich Meg Stuart mit ihrem Ensemble Damaged Goods in der Uraufführung „It's not funny!“, die im Rahmen der Salzburger Festspiele im „republic“, dem ehemaligen Stadtkino, herauskam.

Dass Stuart keine Komödie im ureigenen Sinn inszenieren würde, war klar, ist doch die US-amerikanische Choreografin mit den psychischen Verbohrtheiten des Menschen beschäftigt. Dass sie allerdings nur eine größtenteils langweilige Nummernshow bei ihrem Festspiel-Debüt abliefert, war doch ziemlich enttäuschend.

Die Bemühungen und das Unvermögen des Einzelnen, seiner unterhaltenden Rolle auf einer leeren, hölzernen Showtreppe zu entsprechen, stellt Stuart von Anfang an aus.

SCHEITERN
Sind es zu Beginn noch Motive aus der Revuewelt, die die Choreografin ihren sechs, auf Versuchsobjekt getrimmten Darstellern zuweist, entfernt sie sich zusehends von Szenen, die das Scheitern verordneten Entertainments vorführen. Die immer kürzer aufeinander folgenden Auftritte, die mitunter verständlich sind, mitunter auch ins Leere gehen, wirken wie allzu bekannte Antworten auf ein recht buntes Frage-Sammelsurium zum Thema des Komischen. Klar, dass Stuart auch die schmale Grenze zu dem, was in unseren Breitengraden als peinlich, unappetitlich, politisch unkorrekt gilt, nutzt. Orientierungshilfe zum Bilderbogen dürften auch Szenen großer Filmkomiker gewesen sein. Vor allem die fast im Alleingang absolvierten Auftritte des bekannten Franzosen Boris Charmatz, der etwa mit meterlangen aufgesetzten Armen agiert, legen diesen Verdacht nahe.

Dass sich kaum Lachen im Publikum einstellt, ist logisch, wird doch die Anmaßung des Menschen von heute, der vor nichts zurückschreckt, mit verhandelt. Dass sich aber in all den Szenen, deren Wirkung wesentlich durch die antreibende Musik von Paul Lemp entsteht, kaum ein Moment findet, der den Zuschauer vor diesem eigentlich erschreckenden Ungetüm Mensch erschauern lässt, mutet seltsam an. Zu leer und schal sind die Szenen, die den Verlust des Lustigen thematisieren.

Welche Abgründe sich auftun könnten, spricht einer der Darsteller kurz aus: Aus Guantanamo wird „Guantanamera“. Bei all der Wichtigkeit, die das Demonstrieren der Absturzgefahr zum Witzlosen und Menschenverachtenden haben kann, bleibt Meg Stuart am Ende nur das Moralisieren. Ein Mensch wird in einen Pappkarton-Sarg gesteckt. Und einer der Darsteller fasst zusammen, welche Witze künftig besser zu unterbleiben hätten.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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