Handschlag zwischen Generationen
Tero Saarinen gastierte in Mainz und Hannover
Laokoon-Festival - Der finnische Choreograf zu seinem Tanzstück „Borrowed Light“
Er war Schlittschuhläufer und Fußballspieler, bevor er Tänzer wurde. Heute ist Tero Saarinen (42) Finnlands berühmtester Beitrag zur zeitgenössischen Tanzszene und ein internationaler Star. Beim „Laokoon“-Finale erhellt sein „Borrowed Light“ das diesjährige Kampnagel-Festival.
D. Fischer: „Geborgtes Licht“, wie dunkel ist es denn in Ihrem Stück?
Tero Saarinen: Es gibt Licht und Schatten! Der Titel „Borrowed Light“ kommt aus der Architektur: Wenn Zimmer keine Außenfenster haben und ihr Tageslicht aus angrenzenden Räumen „borgen“ müssen. Wo Licht ist, kann man zwar länger arbeiten, aber auch weniger verstecken, Helligkeit vertreibt Sex und Geheimnisse.
D. Fischer: Inspiriert hat Sie die Sekte der „Shakers“ aus den USA, die ihre Sünden in einer Zeremonie abschütteln ...
Saarinen: Ich habe die letzten drei Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft in Maine sogar noch besucht. Sie sterben aus, aber ihr getanzter und gesungener Gottesdienst ist berühmt. Ihre Gemeinschaft lebt nach dem Grundsatz „Hands to work, hearts to God“.
D. Fischer: Das klingt nach lustfreiem Leben in Askese.
Saarinen: Mich faszinierte, wie die „Shakers“-Gemeinschaft seit dem 18. Jahrhundert funktionieren und doch jedem Einzelnen seine Identität bewahren konnte. Im heutigen Europa zerstört der Ego-Trip vieler Menschen jegliche Gruppe. Auch eine Tanzcompany wie meine ist eine solche Gemeinschaft, die zusammen funktionieren und jedem Einzelnen trotzdem genug persönlichen Freiraum lassen muss.
D. Fischer: Jemand hat die Tero Saarinen Company als exzentrischste Tanztruppe Europas bezeichnet. Sehen Sie das auch so?
Saarinen: Nein, ich denke einfach, Tanz eignet sich am besten dazu, Dinge zu vermitteln, bei denen Worte versagen.
Info: Kampnagel, 7.-9.9. 20.30 Uhr, Karten zu 5-32 Euro, Tel. 27 09 49 49
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