Abschluss einer Ära
Mit den Hamburger Ballett-Tagen endet die Intendanz John Neumeiers
Die Tänzerin Anna Polikarpova über John Neumeiers „Weihnachtsoratorium“
Fast zehn Minuten dauerte der tosende Beifall für John Neumeier und das Hamburg Ballett, als am 12. Dezember im Theater an der Wien der Vorhang für das „Weihnachtsoratorium“ gefallen war. Zum ersten Mal hatte der Hamburger Choreograf eine Uraufführung in Wien auf die Bühne gebracht - noch vor der Premiere in der Staatsoper, was John Neumeier auch Kritik eingetragen hatte. „Ein bisschen mürrisch“ seien die Hamburger schon gewesen, gestand der Chef des Hamburg Ballett, „aber ich bin seit 35 Jahren in Hamburg und bei 60 Uraufführungen kann doch eine oder zwei außerhalb der Stadt nicht so schlimm sein.“
Das „Weihnachtsoratorium“ zu Bachs Kantaten, das morgen seine Hamburg-Premiere feiert, ist Neumeiers fünftes Werk zu geistlicher Musik. Löste „Die Matthäus-Passion“ vor vielen Jahren noch Empörung und Anfeindungen aus, gelten inzwischen seine Sakralmusik-Ballette als neues eigenes Genre.
Dagmar Fischer sprach mit der Hauptdarstellerin, der 37-jährigen Russin Anna Polikarpova, Erste Solistin des Hamburg Ballett. Sie verkörpert Maria, die Mutter Gottes.
Frage: Wie ist es, mit John Neumeier zu arbeiten? Es heißt, er erzählt am Anfang nicht viel.
Anna Polikarpova: Als wir anfingen, hatte ich zunächst keine Ahnung, welche Rolle es wird. Erst allmählich erkannte ich Maria, und noch später fand ich heraus, welcher Tänzer mein „Ehemann“ werden würde, also Josef tanzt. John Neumeier erklärt nicht viel, er vertraut darauf, dass wir gemeinsam den besten Weg finden werden.
Frage: Seit vier Jahren sind Sie mit Ihrem Kollegen Ivan Urban verheiratet, ebenfalls Erster Solist beim Hamburg Ballett.
Anna Polikarpova: Ja, seit acht Jahren sind wir ein Paar, und im Februar 2004 haben wir in Las Vegas geheiratet. Das war ziemlich spontan: Während einer Tournee des Hamburg Ballett in Kalifornien fragte Ivan mich, ob wir an unserem einzigen freien Tag nicht mal eben in Las Vegas heiraten wollen - und das haben wir dann auch gemacht.
Frage: Zusammenleben und gemeinsam arbeiten, birgt das besondere Schwierigkeiten?
Anna Polikarpova: Nun, es ist schon etwas Besonderes. Wenn man sich so gut kennt, erwartet man eine Menge voneinander. Mit dem eigenen Partner ist man viel kritischer als mit jedem anderen Kollegen. Es kommt vor, dass wir nach einer Aufführung zu Hause zusammensitzen und darüber reden, was wir hätten besser machen können. Und Ivan (lacht) ist ein echter Perfektionist, manchmal werden das sehr lange Gespräche!
Info: Staatsoper, Premiere am 23.12. um 18 Uhr (Karten 6-146 Euro), 26.12. um 19 Uhr, 30.12. um 19.30 Uhr, 1., 6. und 13.1.08 um 19.30 Uhr (Karten 4-77 Euro)
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