Ein Triumph der Jugend
John Neumeier eröffnet die 48. Hamburger Ballett-Tage mit „Romeo und Julia“
Schauplatz: Oberschützen, 95 Kilometer von Wien entfernt. Südautobahn, Pinkafeld. Ein Kulturzentrum im Stil der 1970-er Jahre, das auch die Expositur der Grazer Musik-Uni ist. Der Theatersaal: voll mit Menschen.
Liz King, nach vielfältiger Karriere in der freien Szene und auf Staatsbühnen, bringt das Burgenland zum Tanzen. Diesmal gemeinsam mit Herbert Weissberg, der das Uni-Orchester Oberschützen mit Mendelssohn-Bartholdys „Sommernachtstraum“, vor allem aber mit Prokofjews Suite aus dem Ballett „Romeo und Julia“ zu gehaltvollem Klang führte. Waghalsig das Unternehmen, der schwellenden Energie eines großen Orchesters, das noch dazu auf der Bühne sitzt, auf dem abgezirkelten Raum davor zeitgenössischen Tanz entgegenzustellen. Ohne Bühnenbild, ohne Beleuchtungs-Möglichkeiten.
King traut sich das und präsentiert ein neu formiertes, sehr interessantes Tänzer-Team, das aus Esther Koller, vier Absolventen des Londoner Laban Centers und zwei Studierenden der Kons-Uni Linz besteht. Ihre „Romeo und Julia“-Fassung orientiert sich nicht an einer linearen Erzählung. Vielmehr gibt es mehrere Julias und Romeos, die unterschiedliche Aspekte der Liebesgeschichte zu charakterisieren versuchen. Nicht um Poesie geht es da, sondern um das Verhandeln von sehr individuellen Einzelschicksalen, die aufeinandertreffen.
Man darf gespannt sein, wie die vorrangig auf Ausdruck und Pose angelegte, stürmisch beklatschte Inszenierung mit anders zusammengestellter Musik auf Tonträger in den fünf Aufführungen in Oberwart (ab 6. Dez.) wirken wird. Und dann hoffentlich auch nach Wien kommt.
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