Gedankenexperimente
Ein Solo von Trajal Harrell und eine Lecture Performance von Jérôme Bel & Estelle Zhong Mengual beim ImpulsTanz in Wien
Unterschiedlicher konnten die beiden Tanz- Programme im Kasino am Schwarzenbergplatz nicht sein: Als Appetizer, der getrost hätte umfangreicher ausfallen können, präsentierte sich der Tänzer Loïc Touzé aus Rennes gemeinsam mit dem bekannten Saxofonisten Claude Delangle.
„Elucidation“ ist eine wohl vereinbarte Kooperation der zwei Männer, die auf einen Auftrag des Pariser IRCAM-Instituts aus dem Jahr 2004 zurückgeht. Wobei Delangle mit Luciano Berios Sequenza 7b und 9b die raue, zersplitterte Angriffsfläche liefert, auf die Touzé reagiert. Allerdings umschreibt und umkreist der in elegantes Rosa gekleidete Tänzer die Berio-Attacken. Den Spitzen begegnet er mit runden, sphärischen Motiven.
Der glitzernde Ring an der linken Hand funkelt, Touzé scheint sich seiner Schönheit bewusst und schiebt sich nicht uneitel durch den Raum. Vorstellbar wäre durchaus ein dritter Teil . . .
Danach die junge, auf sympathische Weise den Geist der 60er-Jahre aufgreifende Julie Nioche: In „La Sisyphe“ (2006) inszeniert die am Pariser Konservatorium ausgebildete Tänzerin eine Art von Rebellion. Von nahezu ständigem Springen durchzogen, lässt Nioche im ersten Teil Fotos von getöteten Tieren auf einer beweglichen Wand kreisen. Später tauchen statt dessen Blumenmotive auf. „This is the end“ von den Kultfiguren Nico und den Doors ertönt.
In Teil zwei setzt Nioche erneut auf bloßes Laufen und Springen am Ort. Eine Frau läuft gegen die Zeit an, bis zur Erschöpfung. Protest oder Attest?
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier
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